Bevor alle Gartenbesitzer, die zugleich auch Naturliebhaber sind, gewohnheitsmässig mit den üblichen Pflegemassnahmen für ihren grünen Grasteppich beginnen, den sie mit viel Mühe über die beiden zurückliegenden Dürresommer gerettet habe, möchte ich einen kleinen Anstoss zum Wildkräuterrasen geben:
Wildkräuterrasen ist das Gegenteil des Gras- bzw. Zierrasens: er ist vielfältig, widerstandsfähig, pflegeleicht, trockenheitsgeeignet. Mit vielen kleinen Blüten erfreut er Insekten ebenso wie Vögel auf der Suche nach Nahrung und Nistmaterial, z.B. wird Moos von Meisen, Buchfinken, Bachstelzen und vielen anderen benötigt.
Für unsereinen gibt die Kräutervielfalt hier und da etwas für die Küche her. Aus der aktuellen Bilder-Galerie wären die jungen Blättchen von Oregano, Schafgarbe, Gundelrebe und Spitzwegerich zu erwähnen:
Wildkräuterrasen kostet weniger Arbeitsaufwand, Wasser, Dünger, oder Besorgnisse wegen Trockenheit, selbst nach Maulwurfshaufen oder Wühlmaustunneln regeneriert er sich mühelos. Ihm ist es vollkommen gleich, ob man im Sommerurlaub jemanden zum Gartenbewässern findet oder nicht, er mag einfach in Ruhe gelassen und nur ab und zu gemäht werden, und auch das darauf Herumlaufen ist für manche Wildkräuer-Arten sogar zuträglich.
Die Grünflächen in unserem Garten waren während des vorigen Dürresommers auch ohne Bewässerung die grünsten der Umgebung, und in diesem Frühling stellen sie sich noch artenreicher dar. Die Sandbienen, die über den vielen jungen Pflanzen herumsausen und die pickenden Singvögel versprechen ein weiteres Jahr mit noch interessanterem, aber entspannendem Gartenleben. Ausser Geduld und Mut, etwas anders zu tun als bisher, braucht man nichts dazu.
Zum Praktischen:
Einige der abgebildeten Flächen werden von mir durch gelegentliches Mähen mit dem Rasenmäher kürzer gehalten, andere bleiben als Wieseninseln stehen und werden, je nach den dort angesiedelten Blütenpflanzen, zweimal oder sogar nur einmal geschnitten. Es gibt auch Arten, die ich mengenmässig reguliere. „Pflege durch Unterlassen“ meint nur das grosse Ganze, nicht, dass man überhaupt nicht daran rührt. Vor allem nicht in der Übergangsphase, während der die Nährstoffe noch einige Pflanzen wie Löwenzahn begünstigen. Den habe ich auch über längere Zeit immer wieder ausgestochen, bis er von allein weniger wurde. Auch Distelrosetten lasse ich nur an wenigen ausgewählten Plätzen bleiben und hochkommen. Mit der Zeit werden solche Eingriffe immer seltener, alle paar Wochen mal genügt.
Fotos vom 4. April 2020 im Garten, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken, dann kann man auch die Beschriftungen unter jedem lesen.
das Lernen nimmt hier für mich kein Ende, lass dich von der Sonne verwöhnen beim Spaziergang oder auf dem Balkon, Klaus
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Danke, Klaus, ein Spaziergang steht jetzt tatsächlich an. Hab einen schönen Tag.
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Der Rasen wird nur gemäht, ansonsten darf da wachsen, was wachsen möchte. Löwenzahn wird aber minimiert.
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Also auch so – schön. :-)
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I love wild herb lawns as opposed to regular grass lawns. It’s too dry out here to get a ground cover of herbs like you are showing, but we have other plants for ground cover and plant herbs where they can get water with other plants that need more water. So many people plant grass lawns out here. I think it’s silly. They have to water their lawns all the time and then make a lot of noise mowing them. We average 20 cm of precipitation a year out here. A healthy bluegrass lawn needs the equivalent of 246 cm of precipitation a year.
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Thank you, Timothy, it’s always a pleasure to meet someone thinking the same.
Plants which can cope with the drought and give something to nature’s benefits, not just taking lots of energy and water, are the right-ones.
People around here in Germany still are not used in the „new“ heat and summers without some rainy days. It still takes more learning.
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Mit Schaudern erinnere ich mich an die Zeit, in der ein Rasen aus nichts anderem zu bestehen hatte als aus Gras, bei dem ein Halm wie der andere, normgerecht, langweilig auszusehen hatte…
Seit ein paar Jahren sehe ich es wie du: Hauptsache grün! Es gibt zwar einige Wildkräuter (ehemals Unkraut), die ich nicht unbedingt in meinen Garten einlade, aber ich sehe mich nicht mehr als Don Quichote gegen Windmühlen/Wildkräuter kämpfen :-)
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Es gibt ein paar Wildkräuter, die auch bei mir nicht überhand nehmen sollen, aber das ist eine ganz andere, weniger druckvolle Einstellung zur Sache.
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Danke für die Tipps! So ähnlich mache ich das bereits seit einigen Jahren auf ca. 800 m2. Ich hatte trotz Trockenheit in den letzten zwei Jahren zwei schöne Inseln mit Margeriten, die bis Ende August blühten. Mal sehen, wie es diesmal wird.
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Ungefähr die gleiche Fläche wie hier und offenar mit vergleichbarem Erfolg, das freut mich ganz besonders. :-)
Die Vielfalt macht jedes mögliche Sommerklima auf eine andere Weise spannend.
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Dein Rasen ist Oscarverdächtig :-) Wirklich eine faszinierende Vielfalt, die du dort hast. Die Insekten und die Vögel werden begeistert sein. Ja, schade, daß das noch nicht weiter verbreitet ist. Das krasse Gegenteil sind die grünen Rasen in Hitzesommern, die ständig beregnet wurden. Was für eine Wasserverschwendung. Ich mag deine Miniaturwiese sehr gern und dort reichert sich bestimmt auch Humus an. Dein Rasen wäre auch eine schöne Vorlage für ein textiles Gebilde :-)
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Das Textile sehe ich auch. Ein Gewebe aus Noppengarn.
Dass so ein selten gemähtes, langsamwachsendes Grün mehr Humus hervorbringt ist unwahrscheinlich, aber es verbraucht wenig Nährstoffe und Wasser, so dass diese dem Boden stärker erhalten bleiben. Muss die Vegetation auf Regen oder künstlicher Bewässerung verzichten, verlangsamen sich alle humusbildenden Prozesse auch, Bodenleben stirbt. Das konnte man im vergangenen Jahr leider nur zu deutlich verzeichnen. Die Magerrasenpflanzen kommen aber damit zurecht und regenerieren sich, nicht zuletzt auch durch Selbstaussaat, von selbst.
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Okay, falsch gedacht. Ich erinnerte mich, daß mir ein Gartenbesitzer mal erzählte, daß die vielen Bodendecker bei ihm zur Humusbildung beigetragen hätten, aber da war die Ausgangssituation wohl eine andere und die Pflanzen vielleicht auch. – So hast du wirklich den idealen Rasen, der alles mitmacht. Magerrasenpflanzen hört sich gut an. Sollte ich mal zu einem Garten kommen, werde ich mich gerne an deinem „Rasen“ orientieren :-)
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„Bodendecker“ ist kein sonderlich genauer Begriff.
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Sorry, Sedum in erster Linie, daß andere weiß ich leider nicht mehr.
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Also schon eher trocken … naja, kommt drauf an, was dort vorher war. Auf einer vorher unbewachsenen Sandfläche bildet sich natürlich schon durch eine Besiedlung mit genügsamen Pflanzen durch deren Abfälle nach und nach Humus, auf und im Sand, aber das dauert etliche Jahre, bevor es für andere Pflanzen auch deutlich nahrhaft wird. So ändert sich die Besiedlung.
Ist wohl immer eine Formulierungssache, was man sich darunter vorstellt.
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Nein, trocken war es nicht. Ich müßte noch mal genau nachfragen. Ich weiß nur, daß es nach vielen vielen Jahren zur Humusbildung beigetragen hat. Aber mir fehlen jetzt die Hintergrundinfos. Ich finde es auf jeden Fall spannend, was sich im Boden tut.
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Eigentlich passiert es auf jedem Sandhaufen, wenn er nur lange genug in Ruhe gelassen wird.
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Oder so ;-)
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Besser und überzeugender kann man gar nicht für Wildkräuterrasen werben :-)
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Vielen Dank!
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