Ab in die Schachteln

Seit gestern ist er wieder weg, der Weihnachtsbaum, abgeschmückt und beiseitegeräumt.
Zufrieden kann Bongo endlich auch wieder die Aussicht durch das Fenster zur Strasse wieder beanspruchen, die ihm während der vergangenen zweieinhalb Wochen versperrt wurde durch das metallisch und gläsern scheppernde Gestell. Wie leicht hätte er es beiseite schieben können, wenn er gewollt hätte. Aber es konnte alles wieder unversehrt in die vielen Papierchen, Schachteln und Kartons verpackt werden, ohne Verluste zu betrauern.
Auf dem Foto sieht man die einzelnen Teile schon – die Metallhäkchen entfernt und auf einem Frotteetuch, damit nichts wegrollen kann – zum Verpacken bereit auf dem Wohnzimmertisch liegen.

Bei solchen Gelegenheiten wird meine Vorgehensweise und Ordentlichkeit gern mal belächelt, denn das Abnehmen und Wegräumen dauert mindestens ebenso lange (wenn nicht sogar länger) als das Herausholen und Schmücken am 24. Dezember, dem Vormittag des Heiligen Abends. Irgendwie ist es vorwärts wie rückwärts ein befriedigender Ablauf, obwohl es so lange dauert; bei passend ausgewählter Musik empfinde ich es als ein sehr angenehmes und gedankenvolles Tun, wenn auch umfangreich und aufwändig: es sind nämlich mehrere Umzugskartons, die jedesmal hervorgeholt werden, damit die Auswahl an Christbaumschmuck getroffen werden kann. Der Baum sieht nie gleich aus, und > dieses Jahr war er bunt, mit viel Glas und Porzellan. Inzwischen habe ich schon Pläne, was ich nächstes Mal ausprobieren möchte …

Selbstverständlich kommt nie alles aus demselben Karton und die Verpackungen müssen später wieder Tetris-gleich in die Kisten passen, so dass es am Ende nicht einfacher ist als am Anfang. Ohne nennenswert dazwischen zu pausieren, brauche ich allein 2 Stunden, mit Hilfe aber auch nur etwa eine halbe Stunde weniger, weil nicht zwei zugleich herumzuppeln sollten, sondern lieber nur abwechselnd, damit nichts zu Bruch geht, denn für mich trägt jedes Stück Erinnerung, sobald es einmal am Baum hing, und gibt es nichts, was weggeworfen wird.

Es wird nicht einmal der Baum entsorgt, denn das zusammengebaut ca. 170 cm hohe Metallgestell kann man zerlegen, bis es in einen Karton passt, der nicht grösser ist als der Lieferkarton einer grossen Party-Pizza. Man kann ihn auch zu Ostern – zum Beispiel mit Grünem oder Blüten in den für die Lichter bestimmten Gläschen und mit Eierbehang dekoriert – wieder in den Mittelpunkt rücken. Als wir unser Exemplar kauften, war die Angebotspalette noch recht schmal; sucht man nun im Web nach „Weihnachtsbaum Metall“, erscheint mehr als das Zehnfache an Vielfalt in Grössen und Gestaltung und – nur so als Tipp – möglicherweise nachweihnachtlich günstiger.
Haben Bäume nicht etwas Sinnvolleres zu tun, als jahrelang zu wachsen, damit sie zwei Wochen lang in Wohnzimmern vor sich hinnadeln und dann weggeworfen werden?

23 Gedanken zu “Ab in die Schachteln

  1. Diese hier gezeigte und beschriebene Ordentlichkeit würde ich nicht belächeln, sondern bewundern und wertschätzen. Eben auch, weil ich nicht so bin…
    Klar, die kleinen oder größeren Nadelbäume haben Wichtigeres zu tun…
    Was für feine Schmuckstückchen!

    Gefällt 2 Personen

    • Vielen Dank! Was ich dem Garten erspare, lebt sich in solchen Dingen aus. Ich erinnere mich an die Offenbarungen der Weihnachtsschachteln meiner leider verstorbenen Schwiegermutter, in denen sich ihre sonst gezähmte Lässigkeit offenbarte.

      Like

    • Hier habe ich gar keinen Keller – bei der hier normalen Grundwasserlage wäre das nicht ratsam. Uns so grosszügig, wie es gerade regnet, sind diese Bedingungen nach wie vor gültig. Licht an und warme Getränke … :-)

      Like

  2. Eigentlich schade!!!! Nun verbringen die Kisten und Kasten samt ihren glitzernden Inhalt wieder ein tristes Dasein auf dem Speicher. Wir trennen uns immer recht ungern von unserer Weihnachstdeko. Es folgt zwar schon bald wieder die Osterdeko, die aber nicht solch einen hohen Stellenwert einnimmt wie unserer Weihnachtsschmuck.

    Gefällt 1 Person

    • Das würde ich auch so sehen, dass die sentimentalen Gefühle stärker beim Wehnachtsschmuck verortet sind, auch wenn in der Osterkiste ebenfalls ein paar Erinnerungsstücke liegen, die alljährlich wieder herausgeholt werden, obwohl die Kinder schon keine mehr sind.

      Like

      • Ohne Zweifel hat auch Ostern seinen Dokoreiz. Wenn ich daran denke, dass sich unsere Osterdeko früher nur auf en Innenbereich bevor . Heute wird in unserer gesamten Nachbarschaft auch fleißig außen dekoriert.

        Like

  3. Klingt für mich nach einer gute und schönen Lösung.
    Ich möchte auch keinen gefällten Baum im Wohnzimmer haben. Wir schmücken eine kleine Glücksfeder.
    Aber ganz glücklich bin ich damit auch nicht mehr, da ich den Eindruck hab, dass es teilweise zu viel Gewicht ist.
    Vllt wäre ein kleiner Metallbaum was für uns. Werde mich mal schlau machen. :)

    Gefällt 1 Person

  4. Oh, so viel Geduld habe ich nicht … und im nächsten Jahr fluche ich dann wieder, weil sich allerlei verhakt und verdröselt hat. Der Weihnachtsbaum wird nicht entsorgt, sondern fein säuberlich getrocknet und zum Kaminanzünden verwendet. Aber wir sind auch schon viele Jahre ohne ausgekommen.

    Gefällt 1 Person

  5. Sieht alles sehr schön aus. Wenn man am Weihnachtsschuck lange Freude haben will, muss man ihn eben gut behandeln. Ich packe ja gern und sehe es irgendwie als Herausforderung, die Kisten alle wieder in ihren Fächern unterzubringen. Und ja, das dauert seine Zeit.

    Gefällt 1 Person

Kommentar - gerne!

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..