2. Die St. Barbara-Kathedrale in Kutná Hora

Nach der Übernachtung in der Jugendstil-Villa ‚Vila Olga‘ im Jevany, ungefähr vierzig Kilometer östlich von Prag, setzten wir unseren Weg über die ‚Route 2‘ weitere 30 Kilometer fort, bis nach Kutná Hora (deutsch: Kuttenberg), ebenfalls in Mittelböhmen und nur 7 km von der Elbe entfernt, die auf tschechisch Labe heisst.

 

Die Gründung des inzwischen 900 Jahre alten Kutná Hora nahm ihren Ausgangspunkt als Bergbausiedlung, nachdem der Sage zufolge Mönche des im 12. Jh. gegründeten Zisterzienser-Klosters Sedlec bei der Anlage eines Weinbergs zufällig Silbervorkommen auftaten. Da die Mönche aus der Oberpfalz stammten, waren deutsche Bergleute die ersten zum Abbau gerufenen Siedler. Durch den Silberbergbau war Kutná Hora wohlhabend geworden und bis zum Beginn des 15. Jh. nach Prag als die zweitwichtigste Stadt Böhmens. Mit den Hussitenkriegen endete dies in den 1420er Jahren.
Es gibt mehr als nur ein aussergewöhnliches Sakralgebäude dort, und eines davon ist die St. Barbara-Kathedrale bzw. der Dom der heiligen Barbara, tschechisch: Chrám svaté Barbory.
Die 1388 begonnenen Bautätigkeiten wurden durch geschichtliche Ereignisse mehrmals unterbrochen, die letzte Bauphase erst 1905 abgeschlossen. Eine vage Ähnlichkeit mit der Gaudí’schen Sagrada Família in Barcelona kommt einem unwillkürlich in den Sinn, und auch der Fototaumel fällt ganz ähnlich aus. Leider bot sich morgens, von der nordwestlichen Seite her kommend, nur eine gegenlichtiges Bild der Kirche mit ihrem dreiteiligen Zeltdach: das erste Bild der Galerie wurde von der Strasse namens Kremnická aus fotografiert:

Der Dom der Hl. Barbara hätte nach den ursprünglichen Entwürfen aus dem 14. Jh. viel grösser werden sollen, aber dann kam es anders, weil Reichtum und Bedeutung der Silberstadt versiegten.
Näheres über die höchst interessante Baugeschichte der St. Barbara-Kathedrale von Kutná Hora findet sich im tschechischen, ausführlicheren > Wikipedia-Artikel, den ich mit der deutschen Googleübersetzung verlinkt habe.

Das Innere des Bauwerks habe ich leider nicht gesehen. Weil wir am selben Tag noch nach Ungarn weiterfahren wollten, trafen wir für diesen speziellen Sonntag viel zu früh dort ein. Von April bis Oktober liegen die Besichtigungszeiten montags bis sonntags zwar zwischen 9 und 18 Uhr, aber ausgerechnet an diesem Sonntag nicht, wegen einer besondere Messe anlässlich der Weihe der Kirche. Andererseits hätte ich beim Umrunden des Bauwerks nicht der Musik aus dem Innern lauschen können: G. F. Händels Menuett I und II aus der Feuerwerksmusik passten sehr gut zum Betrachten der aufstrebenden Formen und schwingenden Strebebögen.
Die Vielfalt der figürlichen Darstellungen liess immer wieder noch ein Bild versuchen, von Engeln mit Spruchbändern, die einen segnenden Christus umgeben, Maria unter einem Baldachin, Wasserspeier in tierischen und dämonischen Gestalten aber auch menschliche Darstellungen, mit denen sich Steinmetze verewigt haben.

Nach dem Umrunden des Doms der Hl. Barbara spazierten wir über die von Balustraden und dreizehn Heiligen-Skulpturen gesäumte Barborská entlang des ehemaligen, barocken Jesuiten-Kollegs aus dem 17. Jahrhundert Richtung Altstadt, die zum UNESCO-Weltkuturerbe zählt. Darüber zu berichten beginne ich einen neuen Beitrag.

Die Fotos sind vom Morgen des 13. Oktober 2019 in Kutná Hora, Mittelböhmen, Tschechien – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken

13 Gedanken zu “2. Die St. Barbara-Kathedrale in Kutná Hora

    • Gaudí formulierte es für seine Sagrada Familie es als „steingewordenes Gebet“, die moralischste Lesart von Kirchenarchitektur.
      Eine gewisse repräsentative Verherrlichung ist auch bei weltlichen modernen Gebäuden immernoch ein Thema.

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