Gegen acht Uhr morgens war es gestern noch nicht hell. Der Himmel war etwas bewölkt, aber ungleichmässig dichte Nebelschwaden verschluckten optisch grosse Teile der schattigen Landschaft, vor allem an Stellen, wo sich Gräben hindurchziehen. Zum ersten Foto stelle man sich dazu aus dem Nebel hervordringendes Kranichgeschrei vor, die Vögel selbst waren unsichtbar. Nur durch Richtung und Ortskenntnis war ihr Aufenthaltsort ungefähr zu erahnen. Zwar näherte ich mich den entsprechenden Feldern, konnte jedoch die Kraniche nicht einmal schemenhaft wahrnehmen.
Gerade war ich um die Ecke gebogen und fotografierte diese Szenerie, als ein Schuss fiel, so laut und nah, dass es für Angst und Schrecken sorgte, bei Maxima sowieso, aber auch bei mir. Ich rief ein lautes „He!“ und schickte meine Meinung zur Situation nicht weniger laut und keinesfalls freundlich hinterher. Keine Ahnung, ob der Schütze Jagdmunition auf Wild oder Schreckschusspatronen wegen der Kraniche verschossen hat, aber dass er mich vorher gesehen hat, bezweifele ich, oder er wäre noch übler drauf als man es glauben möchte.
Bis zum zweiten Foto hatten Maxima und ich unseren Stresslevel über knapp zehn Minuten und einige Hunderte von Metern Strecke herunterfahren können. Auch wenn es in mir noch brodelte, hatte ich doch wieder mehr Sinn für die Schönheit der Landschaft. Im Morgenlicht wirkte selbst der dürre Mais noch reizvoll genug für ein Foto. Lange wird er wohl dort nicht mehr stehen, inzwischen sind die meisten der Maisanbauflächen bereits abgeerntet.
Bald darauf erreichten Maxima und ich eines in der Feldmark unserer fussläufigen Nähe nur wenigen Laubgehölze:
Binnen weniger Tage hat man zusehen können, wie die Kronen immer lichter und der Laubteppich dicker wurde. Mir scheint, die Geschwindigkeit nimmt immer mehr zu. Dort habe ich schon so oft fotografiert, besonders gern im Herbst, aber Ansichten wie oben oder den nächsten, von beinahe Viertel nach acht Uhr, finde ich immer wieder auf ihre stille Weise so reizvoll, dass ich nicht widerstehen konnte, noch weitere Fotos davon zu machen, und im nächsten Jahr bestimmt auch wieder. Es sind übrigens alle vier Handyfotos.
Die Fotos sind zwischen acht und Viertel acht Uhr am Morgen des 22. Oktober 2022, entstanden in der Feldmark bei Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Man kann sie zum Vergrössern anklicken.
Lovely misty morning.
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Oh je, das hätte mich auch erschreckt. Dabei wirken die Bilder so schön friedlich.
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Das machte es ja um so erschreckender. Man denkt, man ist allein, und dann knallt es.
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Ich habe letztes Jahr einen Mann mit großem Gewehr im Wald getroffen, das fand ich auch gruselig.
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Begegnungen mit jemandem, der ein Jagdgewehr mit sich führt, hatte und habe ich öfter mal, aber dass in meiner relativen Nähe geschossen wird, habe ich über die Jahre noch nicht so oft erlebt und kann gut darauf verzichten. Mein Fazit von dieser Begegnung: ohne signalfarbene Jacke oder Mütze gehe ich morgens und abends nicht mehr mit dem Hund hinaus.
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Ich war in der Situation auch froh über meine bunten Sportsachen und die Lauflampe. Nicht dass mich jemand für ein Wildschwein hält.
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Eben. So etwas ist schon vorgekommen.
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Schlimm, mit dem Schuss! Das hätte mich auch total verängstigt und total wütend gemacht. Sogar das nur bei dir zu lesen, führt schon dazu, dass ich wütend darüber bin, dass da jemand in der Gegend herumschießt… . Ich hoffe, dein Unmut ist bei dem Typen angekommen – und er lässt sowas künftig bleiben.
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Ja, das ist exakt die Kombination, die ich auch fühlte. Bei solchen Sichtverhältnissen kann man nicht sicher sein, ob derjenige überhaupt ein Gefahrenbewusstsein hat.
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Eine mysteriöse Geschichte, im Nebel ist richtig was los.
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Man vermutet es nicht, aber muss es wohl doch mehr argwöhnen. Einem der hiesigen Wölfe zu begegnen oder einem Wildschwein fürchte ich allerdings weniger als so einen im Nebel herumballernden Waidmann.
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Die Treiber bei der Jagd tragen rote Jacken damit sie erkannt werden.
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Ja, ich habe mir für bestimmte Tageszeiten auch eine banale Warnweste bereitgelegt, wie man sie im Auto bei sich haben sollte. Nicht hübsch, aber sinnvoll, wenn auch nicht kugelsicher.
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Sehr stimmungsvoll. :-)
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Dankeschön! Das war es wirklich. Vorher der Grund für eine angenehme Stimmung und nachher, ein gutes Stück Weg weiter, vielleicht ein Beitrag zur Entspannung.
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P.S.: Das mit dem Schuss ist schrecklich. Da hätte ich auch echt Angst.
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Man kann ja nicht einmal davon ausgehen, dass es sich nicht wiederholen wird, wenn man denselben Weg um ähnlich Zeiten unter vergleichbaren Bedingungen wieder geht, und das betrifft nicht nur mich, auch andere. Ich hoffe wirklich, dass derjenige meinen Protest gehört hat und diesbezüglich noch einmal nachdenkt.
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Ja, manchmal gibt es solche Situationen, in denen man wie gelähmt ist. Ohne Vorankündigung!
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Genau, das Unerwartete ist zunächst das Erschreckendste und dann setzt die Vorstellungskraft noch eins drauf mit dem, was hätte sein können.
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Ich denke gerade daran, wann mich zuletzt ein infernalischer Lärm erschreckt hat.
Mit dem Auto gab es solche Fälle auch, wenn jemand etwa mit Turbo an einem vorbeizieht.
Oder jemand auf der Landstrasse einem auf der eigenen Seite entgegenkommt.
Ich wurde auch mal von einem Bus angerempelt, fällt mir ein. Der wollte vorbei und rempelte mich einfach an!
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Fehlzündungen gab es früher häufiger, aber an so etwas erinnere ich mich auch.
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