Rot und Schwarz

2013-04-10 bBanneick 050 Erlen Das erste, nur klein eingefügte Foto ist zwar auch bei Banneick aufgenommen, nicht gestern, aber > im Frühling 2013.
Es zeigt die Gesamtansicht einer ganz besonders schönen Schwarzerle Alnus glutinosa mit ihren rötlich wirkenden Kätzchen, bevor sich die Blattknospen öffnen und die Erscheinung wieder verändern.
Die Schwarzerle gehört zu den Birkengewächsen Betulaceae und gedeiht in Mitteleuropa vom Flachland bis zu 1200 m Höhe in den Alpen.
Der Baum mit dem Herzwurzelsystem ist besonders an feuchten Standorten zu finden. Er verfügt über ein „Belüftungssystem“, bei dem der Luftaustausch über große Korkporen an der Stammbasis und oberflächennahe Wurzeln erfolgt, was lange Hochwasserphasen zu überstehen ermöglicht. Welche Eigenschaften die hiesigen Erlen zum Überstehen der vergangenen Dürreperioden besser befähigt als neben ihnen stehende Birken, die eingegangen sind, bleibt vorerst rätselhaft.
Die Lebensdauer der Schwarzerlen ist aber auch ganz allgemein etwas länger als die von Birken, und beträgt bis zu 120 Jahre. Dabei können sie eine Stammdicke zwischen 50 und 80 cm erreichen und eine Höhe um die 25 m.

Erlen sind, wie alle Birkengewächse, einhäusig getrenntgeschlechtig, das bedeutet, sie bilden auf demselben Baum sowohl grössere männliche als auch kleinere weibliche Kätzchen, > hier anzusehen; deren Blüten werden vom Wind bestäubt und später auch die Samen von ihm verbreitet. Hier in der Gegend werden die Schwarzerlen während der Wintermonate sehr gern von ganzen Scharen verschiedener Singvögeln besucht, wie Goldammern, Erlenzeisigen und Stieglitze, die sich die Samen aus den kleinen, schwarzen Zapfen picken, die sich aus den weiblichen Blüten entwickeln.

Momentan haben die Schwarzerlen in der Feldmark durch die Kätzchen alle diesen dunkelroten Schimmer wie auf dem kleinen Foto oben. Das ist jedoch nicht der Grund, weshalb man Schwarzerlen manchmal auch als Roterlen bezeichnet findet, leicht zu verwechseln mit der nordamerikanischen Art, die tatsächlich Rot-Erle Alnus rubra heisst. Die Namensgebung und Sprachgebrauch sind nicht nur deshalb verwirrend.

2022-02-03 b. Banneick Feldmark gefällte Schwarzerle (Alnus glutinosa)Zwar sieht die Borke dunkelgrau bis schwarz aus, jedoch soll sich „Schwarzerle“ auf deren Verwendung zum Schwarzfärben von Leder und der Herstellung schwarzer Tinte aus den Fruchtzapfen beziehen. Obwohl die noch geschlossenen Kätzchen dunkelrot wirken, kommt die deutsche Bezeichnung „Roterle“ doch vom Orangerot des frisch geschlagenen Holzes, zu sehen auf dem jüngsten Foto rechts, von gestern aus der Feldmark bei Banneick.
Der lateinische Name nimmt mit „glutinosa“ Bezug auf die klebrigen Eigenschaften der jungen Triebe. Ausserdem nennt man die Schwarzerle in Deutschland auch Eller oder Else, bei uns in regionalen Chroniken ist das so noch in alten Schriftstücken zu finden.

Schade um den schönen, gesunden Baum. Er war wohl nur mal wieder jemandem im Wege. Überhaupt werden zur Zeit unverhältnismässig viele gesunde Bäume aus Landschaft und Gärten abgesägt, und immer stumpf bis zum Boden herunter. Obwohl doch in den vergangenen beiden Jahren so viel über Baumschutz geredet wurde, scheint es vor der eigenen Haustür egal zu sein, da herrschen nach wie vor die alten Vorstellungen von Ordnung und geraden, unverstellten Linien in der Agrarlandschaft, und der unverhältnismässige Hass auf Laub und die Missachtung heimischer Arten im Garten- und Siedlungsbereich.

Das erste Bild ist, wie oben schon erwähnt, von 2013, aber ganz in der Nähe des Handyfoto von gestern Vormittag aufgenommen, das am 3. Februar 2022 in der Feldmark südlich von Lüchow im Wendland, bei Banneick, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen unter dem Regenschirm heraus entstanden ist. Bitte zum Vergrössern anklicken.

19 Gedanken zu “Rot und Schwarz

    • Die Schwarzerle vom ersten Foto ist zum Glück nicht der betreffende vom zweiten. Der war weniger perfekt geformt, ein bisschen schief auch, wie man an der Schnittstelle ablesen kann, aber er war schon gross , für eine Erle umfangreich im Stamm und weder krank noch sturz- oder sonstwie gefährdend. Es wirkt sehr willkürlich.

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  1. There seems to be a thing of cutting down trees. Cindy’s neighbor cut down 40 year old redwood trees along their property line in California. Cindy is crushed

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  2. Die Erle vom ersten Foto ist wirklich prächtig. Schade um die zweite! Gerade auch, wenn es nicht unbedingt nötig scheint. Vor ein paar Wochen wurden hier auch zwei kleine Kirschbäume entfernt, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Das bis zum Boden abgesägt wird, verwundert mich nicht. Das ist ähnlich wie mit den Laubbsaugern. Man müßte es eigentlich bessser wissen oder anders machen, aber es passiert gar nicht bis selten. Die, die es anders sehen, scheinen doch immer noch eine Minderheit zu sein.

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  3. Ich werde nie vergessen, wie sich die Nachbarn feiernd auf der Straße versammelten, als eine wunderschöne Birke in einem Garten gefällt wurde. Wieder ein Baum weniger, dessen Blätter im Herbst entsorgt werden mussten. 🥲

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