Im vorigen Beitrag > Gelb-Skabiosen oder Gelbe Witwenblumen?, ging es um grundsätzliche, auch unterscheidende Merkmale und wie wertvoll die Kardengewächse Skabiosen und Witwenblumen für die Insektenwelt sind.
Nun kommen meine Fotos von Gelb-Skabiosen Scabiosa ochroleuca mit Insekten auf den Wieseninseln im Garten an die Reihe.
Im späten Juli zeigten sich viele der im vorigen Jahr ausgesäten neuen Gelb-Skabiosen-Pflanzen zusammen mit dem Wilden Dost in voller Blüte und zogen auf einmal viel mehr Insekten in den Garten als zuvor.
Auffallend war die Begeisterung der Zitronenfalter Gonepteryx rhamni und anderer Arten aus der Familie der Weisslinge, zu denen auch die Zitronenfalter zählen. Zuerst sieht man etwas mehr Wieseninsel, dann ist der vermeintliche Gesichtsausdruck des zweiten, grösser abgebildeten Zitronenfalters einfach sehenswert:
Je weiter der August voranschritt, desto häufiger tummelten sich dort Weisslinge, mehrere verschiedene Arten, aber es waren sicherlich mehrheitlich Kleine Kohlweisslinge Pieris rapae: das erste der beiden folgenden Bilder mag mit den eingekringelten Faltern einen Eindruck vermitteln, auf dem zweiten kann man einen einzelnen besser erkennen:
Entgegen eines verbreiteten Irrtums im Sprachgebrauch verdienen unter den Weisslingen nur zwei den Namenszusatz “Kohl-” . Bei den nächsten beiden Fotos handelt es sich um zwei weitere Weisslings-Arten, nämlich einen Grünader-Weissling Pieris napi (links), den man früher „Raps-Weissling“ nannte, obwohl seine Raupen den Raps nachweislich nicht bevorzugen, wie etwa die des Kleinen Kohlweisslings oben und des Grossen Kohlweissling Pieris brassicae (rechts) den Kohl.
Plötzlich waren auch erfreulich viele der Kleinen Perlmuttfalter Issoria lathonia da, deren Raupen sich von Feld-Stiefmütterchen ernähren, und mir daher aus der an den Garten angrenzenden, freien Landschaft zufliegen, wo ich sie sonst auf bestimmten Feldwegen antreffe, niedrig fliegend oder am Boden:
Die Kleinen Wiesenvögelchen Coenonympha pamphilus finden auf den Wieseninseln alles, was sie brauchen, passende Blüten und verschiedene Gräser als Nahrung für ihre späteren Raupen, die sich in niederen Grasbeständen aus einzeln an trockenen Stängeln nahe am Boden abgelegten Eiern entwickeln.
In den letzten Jahren waren sie seltene Gartenbesucher, die Kleine Füchse Aglais urticae und Tagpfauenaugen Aglais io, aber diesen Sommer kamen endlich wieder einige, wahrscheinlich, weil ihre brennnesselfressenden Raupen in diesem weniger dürren Jahr doch genug Nahrung gefunden haben.
Sie teilten ihre Aufmerksamkeit zwischen Gelb-Skabiosen, Wildem Dost und, wie die anderen hier genannten Falter auch, mit den blühenden Schmetterlingsfliedern, wo sich auch weitere Arten einfanden. Nach den Schmetterlingen folgen nun Fotos von Hummeln, Wildbienen und anderen. Auch sie werden von den Gelb-Skabiosen angezogen.
Ackerhummeln Bombus pascuorum können mit ihrer Färbung verwirrren, denn die Rückenpelze und Hinterteil-Enden der männlichen Ackerhummeln sehen mit ihrem leuchtenden Orangebraun viel auffälliger aus als die mit dem Alter immer weiter zu allenfalls gelblichem Grau verblassenden Arbeiterinnen.
Das Grau ähnelt dem einer Sandhummel Bombus veteranus, die am schwarzen Fleck in der Mitte des Thorax-Rückens erkennbar ist, und dem der Bunthummel Bombus sylvarum, die sich neben dem dunklen Fleck auch noch durch einen etwas rötlich gefärbten Hinterleib unterscheidet (dieses Jahr erstmals im Garten beobachtet und > hier gezeigt). Acker-, Sand- und Bunthummel gehören zum gleichen Subgenus Thoracobombus.
Die beiden Erdhummel-Fotos zeigen je eine Kryptarum-Hummel Bombus cryptarum, die Art mit den beiden blasseren Streifen, aber sie sind nur zufällige Beispiele für die Vielfalt des im Garten vertretenen, grösseren und oft verwirrenden Erdhummel- bzw. Bombus lucorum-terrestris-Komplexes mit seinen Unterarten und Farbvariationen.
Kuckuckshummeln habe ich gleichfalls an den Gelb-Skabiosen entdeckt, an denen sich ja auch die von ihnen bevorzugten Wirtsarten einfinden: bei der Felsenhummel Bombus (Psithyrus) rupestris wären dies die ihnen am ähnlich sehendste schwarze Steinhummel mit dem orangeroten Hinterteil, ausserdem Bunthummel und Ackerhummel.
Auch kleinere Wildbienen mögen Gelb-Skabiosen, unter anderem die Gelbbindige Furchenbiene Halictus scabiosae: Männliche Tiere der Art (Bild rechts) haben einen längeren, schmaleren Hinterleib als die weiblichen, und auch sehr lange Fühler, wodurch sie einem trotz geringer Grösse auf den Blüten als ungewöhnlich auffallen.
Die immer sehr eilig mit erhobenem, unterwärts auffällig matt-orange behaarten Hinterleib über die Blüten krabbelnde Bunte Blattschneiderbiene Megachile versicolor bekomme ich kaum je besser abgebildet, weil sie immer so flink sind – nun müssen die beiden für den Beitrag genügen.
Auch verschiedene Fliegen- und Schwebfliegen-Arten zählen zu den Besuchern der gelblichen Blumen, beispielsweise sieht man hier eine Gemeine Sumpf-Schwebfliege Helophilus pendulus (links) und eine Igelfliege Tachina fera (rechts). Letztere nimmt Nektar zu sich, wo sie auch nach einer passenden Schmetterlings-Raupe ausschau halten kann, für ihren Nachwuchs.
Und es gibt noch weitere Nutzniesser, auffällige, wie zum Beispiel dieses Pärchen Nördlicher Fruchtwanzen Carpocoris fuscispinus aus der Nähe, die an den unreifen Samen saugen, oder die unauffällige, braune Kleinlibelle, die man auf dem Foto erst suchen muss. Sie findet dort auf der Wieseninsel wahrscheinlich reichlich kleiner Beuteinsekten.
Alle Fotos im Beitrag sind zwischen 20. Juli und 27. August 2021 im Garten aufgenommen, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Bitte die kleinen Bilder zum Vergrössern anklicken.
Sehr schöne Samlung aber mien Favorit ist der Perlmuttfalter :-)
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Danke. Den mag ich auch sehr.
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Beautiful array of butterflies, bees, flies and other insects.
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Thank you, Timothy. So very near to September they get fewer and fewer.
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As we near the end of summer.
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So hübsche Besucher wie Deinen Perlmuttfalter hatte meine noch nicht. Ich freue mich trotzdem, dass sie so schön blüht (dafür die rosafarbene viel weniger) und dass die Hummeln sie mögen. Allerdings sind auf dem Balkon die herunterbröselnden Blüten eine Plage… heute schon wieder gesaugt.
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Ja, die bröseln wie verrückt, Blütenblätter und Samen. Im Garten ist es kein Problem, aber ich glaube gern, dass es auf dem Balkon eine Herausforderung darstellt.
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Aber ich mag sie trotzdem!
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Wieder einmal eine beeindruckende Sammlung aus deinem Garten, in dem ich so langsam wirklich gern mal einen Tag zum fotografieren verbringen würde 🙂
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Das ist ein tolles Kompliment! Mit deinen aufmerksamen Augen könnte das an guten Tagen bestimmt so hinkommen. 🙂
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Eine großartige Vielfalt und was du alles an Hummelarten in deinem Garten hast, ist beeindruckend (die Bestimmungsvielfalt auch wieder, seufz ;-). Toll auch all die anderen hübschen Besucher und der Perlmuttfalter ist wunderschön. Füchse, die sehe ich fast gar nicht mehr, leider. Eine schöne bunte Bildergalerie, eine Freude sie zu betrachten!
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Das mit den Hummelarten überrascht mich in dem Sinne besonders, weil sie ja irgendwo herkommen müssen und herfinden, vor allem.
Gerade in diesem Jahr, dass jetzt kopfzahlenmässig bestimmt nicht das beste Hummeljahr war, sowohl die Sandhummel als auch die Bunthummel da zu haben, ist schon aussergewöhnlich. Ich hoffe, die Königinnen können sich hier erfolgreich halten, überwintern und im nächsten Jahr ein neues Nest gründen. Muss mich nochmal nach Frühjahrs-Hunmmel-Lieblingsblühern umtun …
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So geht es mir (hier) auch oft. Es gibt schon viele Nistmöglichkeiten, weil hinter dem Haus ein bißchen Wildnis herrscht, auch auf dem Grundstück und sicher auch in so manchem Garten und dennoch wundere ich mich, wo die alle „wohnen“. Und dann so viele Arten. Lange nicht so viel, wie bei dir, aber immer taucht noch wieder ne neue Art für mich auf. Aber wir wollen uns freuen :-)
Ein umgedrehter Blumentopf kann ja schon helfen geeignete Nistplätze zu schaffen, so wie bei Werner. Habe ich schon öfter gehört, daß sowas gern angenommen wird. Und ja, ein paar mehr Frühblüher können auch nie schaden :-) – Die Sandhummel sieht ebenfalls sehr spannend aus!
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Du hast mich schon öfter gefragt, ob ich nicht mal irgendwo im Garten ein Hummelnest gefunden habe, und ich muss es bis heute immernoch mit „Nein“ beantworten. Aber bei der Menge an Hummeln müssen sie ihre Nester wohl irgendwo nahebei verstecken und ich hoffe sehr, dass Maxi mit ihren Wühlaktionen ihnen eher neue Möglichkeiten eröffnet, als sie zu zerstören.
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Die Hummeln würden ihr Nest bestimmt verteidigen. Ich weiß ja nicht, wie tief Maxi „bohrt“ ;-)
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Sie ist sehr effektiv, wenn sie die Nase irgendwo hineinsteckt, aber ich vermute, das würde sie nicht tun, wenn es nicht nach Maus riecht, aber dafür summt und brummt. Ich vermute aber, dass sie dafür sorgt, dass Mauselöcher frei werden und sich so den Hummeln neue Möglichkeiten eröffnen. Die Nachbarskatzen kommen auch kaum noch – ein klares Zeichen, dass sich hier etwas verändert hat, seit Maxi den Garten durchstöbert. Was das für die Vögel bedeutet, weiss ich noch nicht.
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Mehr Würmer ;-) Vielleicht hast du bald mehr Rotkehlchen :-)
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Ach, das wäre schön!
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Rotkehlchen gehen immer :-) Ich hätte auch gerne mal wieder eins zu Gast. Früher war mehr.
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Rotkehlchen und Lametta … ich habe das Rk hier im Garten lange nicht gesehen, aber neuerdings treibt sich auffallend oft endlich wieder ein munteres Hausrotschwänzchen herum, das sehr zufriefen damit scheint, dass ich den grossen Bauernjasmin ausgelichtet habe. Und ich hatte erst ein schlechtes Gewissen … bis ich sah, dass darin niemals auch nur der Rest eines Nestes hing.
Das passt so ein bisschen zu deinen Erlebnissen mit dem Neuanlegen bei dir vor dem Haus, wo man auch gemeint hat, es sein nur Vernichtung. Unter diesem seit Jahrzehnten wuchernden Strauch waren rund zehn Quadratmeter völlig ausgetrockneter toter Erde, die höchstens Katzenp… roch, aber sonst nichts beinhaltete. Jetzt kommt Licht, Luft und Wasser dran, ich habe frische Erde von anderer Stelle eingebracht und vermischt, damit sie sich schneller regeneriert – und tierische Interessenten sind schon da.
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Hausrotschwänzchen sind auch schön :-) Man sollte generell wohl optimistischer an solche Sachen rangehen (wobei ich das Wilde, Verwunsche hier schon noch etwas vermisse, auch wenn die Tier- und Pflanzenwelt damit gut zurechtkommen mag. War halt was anderes). KLingt jedenfalls gut, was du gemacht hast!
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Das dauert leider ein paar Jahre, bis sich das allzu Aufgeräumte wieder gemildert hat, wie kurz nach einem Friseurbesuch. 😀
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DAS dauert zum Glück nicht Jahre ;-)
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