Maxi – nach zwei Wochen

Das ungestörte Wohlleben der Wühlmäuse im Garten hat ein Ende! Seit ein paar Tagen gibt ein rotbraunes, schlappohriges Buddelmonster, das wie stichprobenartig ins Gebüsch hineinstösst, um die faule Bande in Schwung zu bringen: Maxi. Sie untersucht das Gelände, als hätte sie bereits alles in Planquadrate eingeteilt, die aufgesucht und abgearbeitet werden. Man sieht sie nicht immer, aber hört bei ihrer Arbeit Zweige knacken und das Geräusch klatschender Schlappohren, den sie schüttelt gelegentlich alles von sich, was hängengeblieben ist, wie auf dem Foto.

2021-07-25 LüchowSss Garten Buddelmonster MAXI

„Buddelmonster“ Maxi

Dass Maxi ein Hund mit Leidenschaft für Stöbern und Graben ist, hatte ich erwartet. Wer sich einen dackelähnlichen Hund holt, muss darauf gefasst sein. In einem Garten wie unserem ist das kein Drama, da gibt es nur wenige Stellen, wo ich einschreiten würde.
Auch auf Spaziergängen schüttelt sie sich instinktiv, wenn sie nach dem Schnüffeln aus höherer Vegetation wieder herauskommt, und so ist sie geradezu „selbstreinigend“, habe ich beim Bürsten mit der Gummibürste und dem Reinigen der Schlappohren mit einem lauwarm-feuchten Waschlappen festgestellt. Viel bleibt nicht hängen in ihrem eng anliegenden, kurzen Fell.
Maxi geniesst Bürsten und sanftes Auswischen der Ohren-Innenseiten mit deutlicher Wohligkeit. Dass ihr dies offenbar schon beigebracht wurde, erleichtert die Tätigkeiten sehr.

Überhaupt schmust sie immer mehr, nicht nur mit meinem Mann und mir, sondern zuletzt auch mit unserem zweiten Sohn, den sie vorgestern kennengelernt und sehr schnell als „Guten“ adaptiert hat.
Vermutlich gibt es etwas wie einen Familiengeruch im Haus, weshalb die Neuankömmlinge ihr trotzdem nicht allzu fremd vorkommen.
Wenn ich daran denke, wie sie uns am 12. Juni verbellt und gemieden hat, als wir sie auf der Pflegestelle kennenlernten, und dass sie erst sei 14 Tagen bei uns im Haus lebt, ist der Unterschied gigantisch.
Hier hat sie noch niemanden angebellt und sich bei unseren Söhnen bereits gleich nach deren Ankunft eher vorsichtig-neugierig in deren bzw. unserer gemeinsamen Nähe aufgehalten, statt in ihr Körbchen im anderen Raum zu verschwinden.

Natürlich gibt es auch noch alle möglichen „Baustellen“.

Draussen im Garten klappt es mit dem Kommen im statistischen Mittel „geht so“, denn ruft und winkt man mit der Leine zum Spaziergang, kommt sie vorbildlich und unverzüglich zum Gartentor geeilt.
Ruft man, weil sie „bloss so“ kommen soll, lockt sie dies lediglich aus dem Gebüsch heraus, um mal zu gucken, was es gibt.
Je näher man sie heranlocken möchte, desto zögerlicher wird die Annäherung, und bis zum Tisch auf der Terrasse möchte sie nicht kommen, aber auch nicht, wenn wir am Tisch auf dem Rasen sitzen – also hat es wohl weniger mit dem gepflasterten Bereich zu tun als mit der Idee, dass wir sie sonst schnappen und sie von ihren wichtigen Gartenaufgaben abziehen könnten.

Im Ranking der Vergnügungen stehen wir im Garten noch hintenan. Weil Maxima auf Spielzeug oder Futterbeutel bisher mit Schrecken reagiert, kann man damit noch keine positive Wirkung erreichen.

Andererseits hat sie nichts gegen Leckereien. Üben müssen wir nämlich, dass Maxi ihre Aufmerksamkeit für unser Essen zurückhaltender zeigt. Nicht, dass sie während der Mahlzeit bei Tisch oder am Sofa aufdringlich bettelt, aber anfangs, wenn der Tisch gedeckt und das Essen aufgetragen wird, tut sie, als erwarte sie, das etwas „vom Tisch fällt“, und wenn ich etwas auf dem Beistelltisch neben dem Sofa abstelle, ist sie für ihr sonst so vorsichtiges Wesen erstaunlich forsch. Sie dreht allerdings sofort ab, wenn ich etwas sage, und legt sich ruhig hin.

Dafür ist sie, abgesehen von wenigen sturen Momenten, in denen sie lieber woanders hingehen will, ein Traum an Leinenführigkeit, und reagiert auf kleine Veränderungen der Leinenhaltung mit einer Wendung in die richtige Richtung, z.B um die nächste Wegbiegung herum, zieht nicht, wenn sie merkt, dass man nicht nachgeben wird, und geht fast immer auf Kniehöhe. Fasziniert hat mich vor ein paar Tagen, dass sie bei einer Begegnung mit zwei mir bekannten grossen Hunden, die von ihrer Besitzerin an der Leine geführt wurden, mit ihnen ein Stück Weg gemeinsam ging und dabei so entspannt war, als gäbe es ihr ein gutes Gefühl, statt ängstlich zu sein.

Die Ängstlichkeit ist auch noch ein Thema, denn eigentlich ist Maxi eher schreckhaft bei unerwarteten Geräuschen, als tatsächlich vor allem möglichen richtig Angst zu haben.
Für von vorn oder hinten kommende Autos, Radfahrer oderJogger können wir ganz normal an die Seite gehen – was sie auch schon versteht – und stehenbleiben, ohne dass es sie enerviert.
Trete ich beim Gehen auf Stöckchen oder trockene Blätter, wirkt das nur noch selten so erschreckend wie anfangs, wo sie anscheinend eine Bedrohung erwartete.
Auch beim Taubenflügelklatschen oder unerwarteten Rumpelgeräuschen macht sie nur noch eine mässige Ausweichbewegung, aber vollführt weder einen gewaltigen Satz in die Leine, noch ein erschrockenes und verwirrtes „Einfrieren“. Die Zeit, dann stehenzubleiben, zu schnuppern und zu lauschen, soll sie gerne haben.

Stimmen von noch recht kleinen Kindern lösen bei ihr auch nicht die angekündigten Ängste und Erinnerungen an weniger gute Zeiten aus, wenn sie nur am Gartenzaun oder auf dem Weg an uns vorbeigehen oder auf Kinderfahrrädern fahren – diese Erfahrung haben wir inzwischen auch schon gemacht, genau wie mit Personen unterwegs stehenzubleiben und eine Unterhaltung anzufangen, ohne dass Maxi etwas anderes versucht, als hinter meinen Beinen zu stehen oder zu sitzen, bis sie sich von der Harmlosigkeit überzeugt hat.
Alles in allem ist das unterm Strich nicht schlecht für die ersten 2 Wochen, und es gab bislang noch keine Situation, die ich als echtes Problem empfunden hätte.

Das Foto ist vom 25. Juli 2021 im Garten, Lüchow  im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Es zu vergrössern lohnt sich allerdings nicht, denn in Wirklichkeit war es dort wesentlich schattiger und mein einfaches Handy gehört nicht zu den Modellen, die auch noch bei Dunkelheit gute Bilder liefern.


p.s. – 2 Stunden später
Zu den kleinen Kindern ein Nachtrag: den Anblick einer stehenden Sportkarre und dem Kind neben der Mutter, obwohl bestimmt 8-10 Meter entfernt und mit Pferden beschäftigt, fand sie beim Spaziergang eben aber doch erschreckend. So hätte ich es nach ihrer Gleichmut bei den 4-5jährigen auf den hin- und herwackelnden Kinderrädern nicht erwartet.
Immerhin: es ist jemand, die man immer wieder mal von weitem sehen wird, und sicher bekommen wir Gelegenheit, über einige Meter Distanz das mal zu kommunizieren und den Sicherheitsabstand zu üben. Jemand besseren als eine Mutter und Reiterin, die ihrem Kleinkind frühzeitig die Ruhe bei den Pferden vermittelt, kann ich mir gar nicht denken.

13 Gedanken zu “Maxi – nach zwei Wochen

  1. Stell mal Euer Licht nicht so unter den Scheffel, das klingt doch absolut super toll! Ich freue mich so, dass Maxi sich offensichtlich so schnell so wohlfühlt und Ihr miteinander glücklich seid :) Ich liebe dieses Schlappohr-Schüttelgeräusch, allein damit hat die Süße bei mir schon mehrere Steine im Brett. Und dass sie mit anderen Hunden so entspannt ist, ist auch wundervoll. Wenn sie bis jetzt in so kurzer Zeit schon so viel ihrer Schreckhaftigkeit abgebaut hat, wird der Rest auch nur noch eine Frage der Zeit, des Vertrauens- und Bindungsaufbaus sein. Ihr macht das schon! :)

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    • Danke, Lea! Das Schlappohrschüttelgeräusch bedeutet meisten eine gewisse Zufriedheit nach einem Tun, da hast du recht, das berührt.
      Und es ist wirklich bisher viel geschafft in kurzer Zeit.

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    • Hätte ich den Artikel heute Abend verfasst, hätte ich die Passage mit dem „kommt eher nicht einfach so, wenn im Garten“ schon anders formuliert. Es geht täglich etwas voran, wenn man es am wenigsten erwartet.

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