Zu den Zimmerreisen 06/2021 mit L + M : Musik-Geräte und -Vorräte

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2021-05-28 Einladung f. Zimmerreisen 06-2021 L+M

Musikgeräte und -Vorräte

– so habe ich sie überschrieben, denn ich habe in Sachen Musik früher tatsächlich intensive Vorratshaltung betrieben und wegen breit gefächerten Interessen vieles Verschiedene zusammengetragen. Dass zähle ich nicht alles auf, aber es sind doch einige Jahrzehnte mit verschiedenen Abspielgeräten und Tonträgern zusammengekommen.

Schallplatten und Radios

Schallplatten sind das erste Musik-Medium, an das ich mich aus der frühen Kindheit erinnere. Meine Eltern hatten im Wohnzimmer ein kleines Radio und einen Plattenspieler, der zehn 7″-Platten wechseln konnte. Daneben stand ein Plattenalbum mit Tanzmusik, zu der meine Eltern abends tanzten, wenn wir Kinder im Bett waren; für uns gab es darin einige Märchenplatten und welche mit Kinderliedern. Anders als auf den Fotos aus dem Familienalbum sass ich meist allein dort, denn mein grosser Bruder durfte schon mit den Nachbarskindern im Hof spielen, während ich mit eineinviertel Jahren auf dem Sessel deponiert wurde, wenn meine Mutter im Haushalt beschäftigt war.

1960-06-15 Böddenstedt Märchenplatten-Hören (1x2)

Als ich fünf oder sechs Jahre alt war, gab es im Wohnzimmer ein neues, grosses Radio, das nur mein Vater anfassen durfte, aber das alte Radio in der Essdiele durfte ich nun selbst bedienen und ausser den Märchenplatten und Kinderliedern auch die alten Platten der Eltern auflegen.
Mit zwölf Jahren bekam ich von einem Patenonkel ein kleines Transistorradio und hörte damit heimlich unter der Bettdecke Radio Luxemburg, wenn das Licht aus zu sein hatte.
Das erste alte Radio mit einem noch älteren Plattenspieler dabei bekam ich mit 13 Jahren von einer Tante im Tausch für ein neues Bügeleisen, das ich für ein von der Oma spendiertes Los der Fernsehlotterie gewonnen hatte. Die erste Langspielplatte dazu kaufte ich 1972 vom Taschengeld in einem kleinen Radio- und Fernsehgeschäft, sie war von Esther Ofarim.

2021-06-21 LüchowSss zuhause Langspielplatten Veröffentlicht 2021/06/21 in 'Zum Projekt ABC mit L: Langspielplatten'

Meine Schallplatten sind nicht mehr im besten Zustand und stehen nicht mehr so gut geordnet wie früher da, als ich noch darauf achtete, dass Stevie Wonder und Genesis nicht neben der Ersten Allgemeine Verunsicherung standen und Hermann van Veen woanders als eine Sammlung alter Ufa- Filmschlager, oder die Klassik-LPs nicht neben Neil Young. Die letzte gekaufte LP war Liam O’Flynn’s „The Brendan Voyage“ in den 80er Jahren, als Worldmusic ein grosses Thema war. Ein Umzugskarton voll LPs steht noch in der Garage.
Es gibt schon lange keine Anlage mehr im Wohnzimmer, die Zeit der Riesen-Boxen und Einzelgeräte ist vorbei, aber vor rund 15 Jahren habe ich einen Plattenspieler gekauft, der auch alte 78er Schellackplatten abspielen kann, weil mir Verwandte ein altes Plattenalbum meiner Grosseltern mitbrachten. Die „Filetstücke“, an die meine Mutter sich erinnerte, fehlen zwar, aber manchmal habe ich Lust, eines der altes Knister-Schätzchen aufzulegen.

Kassetten und CDs

Als Teenager reichte mir noch ein 12er-Kassettenkoffer für meine selbstaufgenommenen 60- und 90-Minuten-Kassetten, zum Schluss füllten sie mehrere Schubladen und eine Unterbettkiste. Im Jugendzimmer sass ich mit dem Finger an der Aufnahmetaste vor dem Radio und versuchte, Musikstücke mitzuschneiden, ohne dass der Sprecher hineinquatschte, oder übertrug von Schulfreunden geliehene LPs vom Plattenspieler über das Radio auf den Kassettenrecorder.
In späteren Jahren, als es noch keine Doppel-Kassettendecks gab, machte ich Tondbandmitschnitte von ausgesuchten Radiosendungen und davon fertigte ich dann endgültige und sortierte Reinschnitte, mit selbstgestalteten Titelblättern … damals hatte ich eine langjährig fernsehfreie Phase.
Ich hatte sogar mal einen „Walkman“ für Kassetten, bin aber einfach kein Kopfhörer-Typ.
Mit meinem Mann gab es wieder einen TV im Haushalt und für die Kinder habe ich Mix-Kassetten aufgenommen mit Ausgedachtem, Vorgelesenem, nur-Ton-Versionen von aufgenommenen Kindersendungen und Liedern, die sie beim Spielen hörten und die Glotze vergassen. – Um das Foto von einer der Kassettenkisten zu zeigen, war ich in der Garage, wo sie lagern – wofür auch immer. Momentan habe ich kein Abspielgerät dafür.

Autofahren ohne eine Auswahl an Musik ist mir immernoch undenkbar. Früher waren es Kassetten, dann CDs und jetzt werden über das Handy Spotify-Playlists abgespielt, weil mir willkürliches Radiogedudel mit Sprecherunterbrechungen, Werbung und Verkehrsnachrichten auf die Nerven gehen.
Allerdings ist es mir ansonsten längst nicht mehr so wichtig ist wie früher, ab dem Aufstehen möglichts all mein Tun und Lassen mit einem zur Stimmung ausgewählten Soundtrack zu begleiten. Zuhause mache ich mir Stimmung mit CDs und digitalen Playlists bei Aktivitäten auf dem Heimtrainer oder bei anfallsweise intensiverem Aufräumen und grösseren Putzaktionen inklusive Fensterputzen. Dabei kommen auch noch häufig die CDs zum Einsatz. Zur Illustration habe ich die Teilansicht einer Schublade voller gekaufter und selbstgebrannter CDs geknippst, die sind von all diesen inzwischen als altmodisch geltenden Tonträgern noch am häufigsten in Verwendung.
Wie bei den LPs ist es nicht mehr ganz so super-duper-geordnet wie früher, sondern nur noch in den Teilbereichen; die vorne einsortierte Torfrock-CD wird tatsächlich häufiger abgespielt als die NewAge-Klänge aus den 90ern, die ganz nach hinten gewandert sind. So, jetzt bin ich ganz fix und foxi vom Schreiben. Vor dem Fenster krakeelen die Spatzen, das reicht mir jetzt.

36 Gedanken zu “Zu den Zimmerreisen 06/2021 mit L + M : Musik-Geräte und -Vorräte

  1. I started buying record albums in 1970. My mom and older brother had bought a lot of albums so I had a pretty good collection to choose from when I got into my teen years. By the time CDs became available in the early 80s, I had a large collection of around 300 or 400 records . My daughter has my record collection along with my old professional turntable. I still have hundreds of CDS and hundreds more cassette tapes stored away now that I have thousands of songs on my computer.

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  2. Ohja, was für eine musikalische Zeitreise! Herrlich!! Du scheinst ein wenig älter zu sein als ich, die Musiktruhenzeit war bei mir als Kind schon vorbei (obwohl de ole Lüüd heute noch ihre unterm TV stehen haben) Und Du scheinst mehr aufzubewahren – ich habe nur noch LP mit sentimentalem Wert und Mixkassetten, keine anderen mehr. Dank meinem Herrn F. konnte ich nach und nach alle wichtigen Platten, die ich ohne Namen auf Kassette gespielt hatte, finden und als CD erstehen – und von der aus dann aufs Smartphone spielen, mit dem ich ein Bluetoothradio bediene – so ändern sich die Zeiten!

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    • An Leute mit richtigen Musikmöbeln kann ich mich nicht erinnern, auch wenn ich heute weiss, dass es die gab und wie sie aussahen. Dafür war ich wohl damals auch zu klein für Erinnerungen an Besitztümer in anderen Wohnungen. Ich weiss nur, dass meine Oma einen Schrank mit Fernseher drin hatte, aber zum Musikhören hatte sie nur ein normales Röhrenradio neben dem Sofa stehen.
      Ohne Namen auf Kassetten? Habe ich nie fertiggebracht, ich habe selbst beim Radiomitschnitt möglichst alles aufgeschrieben.

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      • Ich fand immer nur die Band wichtig, nie den Namen des Albuns…. oft hab ich auch aus mehreren Platten von Freunden zusammenkopiert, was ich mochte. Das hat es meinem Liebsten umso schwerer gemacht….😂
        Ein Röhrenradio gabs in der Küche meiner Oma auch (und bis vor kurzem in meiner, btw) der Sound ist schön. Und das „magische Auge“ hat mich als Kind sehr fasziniert.

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  3. Du hattest ja eine riesige Sammlung! Bei deinen Schilderungen werden Erinnerungen wach :-) In manchem erkenne ich mich wieder. Die Kassetten, mit selbst gestalteten Covern oder die Kisten voller CDs, die gabs bei mir auch. Ich sortiere aktuell noch Reste aus. Radiomusikmitschnitte ohne Gequatsche war eine Herausforderung, an die ich mich auch noch gut erinnere. Was hat das genervt, wenn die wieder ein Lieblingslied verpatzt hatten oder die Verkehrsnachrichten reingeschaltet wurden! Die Musik von mancher Lieblingsgruppe kann man ja in irgendeiner Form heute nachkaufen, was ich noch nicht hergeben mag, sind Musikmitschnitte aus diversen Jahren, die für mich ein Zeitbild bzw. Stimmungsbild wiedergeben. Lieblingslieder oder Hits z.B. von 1995 oder 2001 :-) Die würde ich gerne behalten. Ich hatte mir mal einen Kassettendigitalisierer gekauft, aber das Gerät war Schrott. Vielleicht klappt das noch mal.
    Die Kinderfotos sind megasüß! Eine schöne Geschichte, die viele Erinnerungen weckt.

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  4. Ein schönes Stück persönlicher Musikzeitgeschichte. Ich finde es immer spannend, die Musik- und Datenträgerentwicklung von anderen zu erfahren, hört man noch über Hifi-Anlage und Standboxen, werden Platten und Discs nur noch gelagert oder noch aktiv genutzt, welcher Onlinedienst wird genutzt. Meine eigene Musikgeschichte war nicht ganz so intensiv, ich kämpfe aber aktuell noch mit dem Wunsch, Anlage und größere Standboxen abzugeben. Meine letzte Sentimentalität 😀

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    • Mich hat es immer geärgert, dass die alte Art, Musik mit gutem Klang hören zu können, über die Aufstellungen der Möbel im Wohnzimmer mehr zu entscheiden hatte, als man es sich gewünscht hätte. Und all die Löcher, die man in Wände gebohrt hat, um Lautsprecher in andere Räume zu verkabeln …

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  5. Oh ja! All diese Stationen kenne ich auch, nur habe ich nichts mehr davon. Meine Schallplattensammlung ließ ich zurück beim letzten Umzug, ich habe den Platz nicht und hätte sie wohl auch nicht mehr gehört. Trotzdem hängt man daran. Musik ist – egal auf welchen Tonträgern – für jeden Menschen eine wichtige Lebensbegleitung. Die jüngere Generation träumt vielleicht irgendwann von nostalgischen Spotify-Playlisten, wer weiß was bis dahin noch alles erfunden wird! :-)

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    • Man kann inzwischen die meisten seiner alten und noch älteren Schallplatten-Erinnerungen im Web wiederfinden, nur die, die an selbst zusammengestellten und aufgenommenen Reihenfolgen hängen, die sind kaum zu rekonstruieren bzw. ich bin nicht sicher, ob sich der Aufwand der Digitalisierung wirklich lohnt, wenn man merkt, dass die empfundene Anhänglichket daran weniger stark ist. Wenn man nicht mehr morgens aufsteht mit dem Gefühl „Wenn ich diese Kassette / LP /CD jetzt nicht hören kann, fehlt mir etwas Wesentliches“, dann wird es schon leichter.

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      • Es ist wie mit allem aus vergangenen Zeiten: Es sind und bleiben Erinnerungen, egal ob man ein physisches Objekt in der Hand hält oder nicht. Man kann manches aufbewahren, aber unmöglich alles, das Leben geht ja weiter. Ich habe ein paar wenige Gegenstände von meiner Mutter, aber wo sind sie? Im Keller. Und wie oft schaut ich mir Bilder von vor 30 oder gar 50 Jahren an? Nie.
        Aber ich habe es genossen, deinen Artikel zu lesen. Punktuell sind Erinnerungen etwas Schönes, sie stehen für ein langes und buntes Leben. :-)

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  6. Vor meinem Fenster gurren die Tauben, ein Vogelgesang, der irgendwie nicht so beliebt ist ….
    Aber RTL unter der Bettdecke, war das nicht doppelt problematisch? Schlechte Luft und schlechte Musik … man wartete doch immer nur darauf, ob nicht endlich, endlich doch mal was Gutes käme ….

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    • Radio Luxemburg in den 70er Jahren war doch noch etwas ganz anderes, spätabends auf Englisch. Aber die Luft – da hast du recht: ich erinnere mich daran, dass dieses kleine Radio unter der Bettdecke einen komischen Geruch entwickelte.

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