Für die seit dem vergangenen Freitag angelaufenen > Zimmerreisen 04/2021 habe ich mir diesmal ein Möbelstück ausgesucht:
H wie Hocker!
Hocker braucht man. Ob aus Holz oder Metall, einer Kombination von beidem, Kunststoff mit Metall, Korbgeflecht, Rattan, Textil oder Leder mit Metall- oder Holzgestell, gepolstert oder ungepolstert, für die Benutzung an den verschiedensten Plätzen in Wohnung und Garten geeignet, auf dem Balkon oder zum Mitnehmen, in privaten Haushalten wie in Räumlichkeiten verschiedenster Institutionen, in klein oder hoch, zum Sitzen, Draufsteigen und als Tischchen …
Wer in eine Web-Suchmaschine für Bilder das Stichwort „Hocker“ eingibt, bekommt die ganze Vielfalt serviert. Manche der Abbildungen wecken Begehrlichkeiten, weil man eigentlich fast immer noch ein Plätzchen dafür hätte, andere Exemplare bescheren einem sofort verschiedenste Erinnerungen an Räumlichkeiten und Erlebnisse in der Vergangenheit. Hocker geben sich nämlich zwar oft unauffällig, sind aber überall im Spiel!
Gibt es jemanden, der keinen Hocker in seinem Haushalt hat? Nicht mal einen kleinen? Manchmal sind die Grenzen zwischen Hocker und Fussbank verwischt. Auf meinem Bild sind dafür zwei Beispiele zu sehen, die bei mir im Zimmer stehen. Beiden ist das Nadelholz gemeinsam und dass keine Metallteile daran sichtbar sind, obwohl man davon ausgehen kann, dass die Sitzfläche des Drehhockers verdeckt mit Metallschrauben befestigt ist. Das kleine, lediglich aus Holzteilen zusammengesteckte Exemplar gehört nach Ansicht vieler bestimmt zu den Fussbänken, aber wenn man „Hocker + Kinder“ sucht, wird man schnell eines Besseren belehrt.
Der durch die hölzerne Schraube variable, höhere Hocker, der gerade mit dem > Nicht-Weihnachtskaktus-Topf darauf die Aufgabe eines Tischchens erfüllt, hat sich über knapp zwei Jahrzehnte schon in verschiedenen Räumen als Ersatz-Sitzplatz nützlich gemacht. Er ist bei Bedarf zur Hand, bei Nichtbedarf unauffällig und ausserdem ein Andenken an das Haus, für das er ursprünglich angeschafft wurde, um in der Kiefernholzküche meiner Eltern zu den vorhandenen Stühlen doch noch einen Notsitz bereit zu halten. Später stand er in den Kinderzimmern, für Gelegenheiten, bei denen jemand mit am Schreibtisch sitzen wollte.
Ausserdem erinnert er mich an ein verschwundenes Lüchower Möbelhaus, wo ich ihn in der Abteilung „Kleinmöbel“ kaufte. So nennt man diese Art Möbel nämlich, und somit ist auch geklärt, ob Hocker überhaupt zu den Möbeln zählen, gerade wenn man an solche kleinen Dinger denkt, wie mein zweites Exemlar. Das brauche ich, um beispielsweise das obere Fach in meinem Kleiderschrank oder etwas in den oberen Küchenregionen zu erreichen, Tritthocker nennt man so einen auch.
Beide kann man auch als Schemel bezeichnen, und unter diesem Wort endlich findet man den > Wikipedia-Artikel voller Beispiele, die ich für den Hocker vergeblich gesucht habe. Zu meiner beträchtlichen Verwunderung scheint der Begriff Hocker gegenüber dem Schemel der schwächere zu sein. Erst Vergleiche im Web führten mir das vor Augen, dabei hätte ich vielmehr den „Schemel“ für eine Art Dialektwort gehalten, südlich vielleicht, mit Ausnahme vom Melkschemel, der hiess auch in hiesigen Kuhställen so. Irgendwie ist das typisch für diese vielseitigen Möbel: sie bleiben unauffällig irgendwo am Rande des Blickwinkels, bis man sie braucht und hervorholt – egal wofür.
Witzig, so einen habe ich auch😁! Bei mir hat eine Grünlilie Platz darauf gefunden.
LikeGefällt 1 Person
Auch noch von Möbel-Schulz? 🙂
LikeLike
Das weiß ich gar nicht. Er stammt aus dem Nachlass meines Mannes. Aber unser erstes Sofa hatten wir von Möbel-Schulz……
LikeGefällt 1 Person
Das meiste Mobiliar meiner Eltern stammte von dort, aber wie das wohl oft so ist, möchte man nicht unbedingt sein eigenes Leben in denen dann weiterführen, auch wenn die noch „gut“ waren. Ich habe fast nichts behalten, ausser Kleinkram. Hocker sind Überlebenskünstler. Meine Eltern hatten trotz vieler Umzüge ein Exemplar seit den 50er Jahren, der endete mit Farbe verfleckt und wackelig in der Garage und erst durch mich im Container.
Aber solche kennst du sicher auch, mit einem braunen, grisselig gemusterten Belag obendrauf, wie ihn alte Küchenmöbel auch hatten. Keine Ahnung, welches Material das war, aber es war anscheinend unzerstörbar.
LikeGefällt 1 Person
😆Ja, ich erinnere mich! Großelternmöbel……Von ihnen und meinen Eltern habe ich nur ein paar kleine Erinnerungsstücke übernommen. Einen Bücherschrank zum Beispiel, von dem ich später erfuhr, dass meine Großeltern ihn von Juden billig erstanden hatten. Am liebsten wollte ich den nicht mehr im Haus haben, aber auf der anderen Seite erfüllt er weiter seinen Zweck, erinnert mich an dunkle Familiengeheimnisse und auch an meine Oma, die ich sehr geliebt habe, und er mahnt, diese Tradition nicht fortzusetzen. Oh, ich merke, Möbel haben viel zu erzählen!
LikeGefällt 1 Person
Die dunklen oder zumindest zweifelhaften Flecken zu entdecken gehören auch zum Erwachsenwerden, selbst in den Lebensjahrzehnten, wo man es offiziell schon längst ist, aber die persönliche Positionierung zu Eltern, Grosseltern etc. trotzdem noch weitgehend die alte ist. Ich empfinde das als echte Arbeit, aber eine, die viele unerklärte Lücken füllt.
Möglichst alles wegzuwerfen, was „schwierige Erinnerungen“ birgt, würde vielfach auch bedeuten, dass man aus Familienalben seitenweise Fotos von uniformtragenden Verwandten ausreissen und vernichten müsste, was vollkommen widersinnig wäre, wo es doch viel wichtiger ist, sich damit auseinander zu setzen, aus welchen Puzzlesteinchen sich die Entwicklung zusammengesetzt hat, in der man selbst dann auch auf die Bühne gekommen ist und seinerseits denkt und handelt, über dass sich später andere Gedanken machen … – ich hätte den Schrank auch behalten.
LikeLike
Hocker, Schemel und Fußbaenkchen sind die Worte, die ich kenne und ja, ich habe auch einige davon. Und gebe keinen her 😊
Liebe Grüße
Ulli
LikeGefällt 2 Personen
Danke, Ulli! Sie sind einfach praktisch, für so vieles.
LikeGefällt 2 Personen
Schemel, kenne ich auch, habe ich aber ewig nicht mehr benutzt den Begriff. Wieder so ein Wort, was verloren geht. Hier wird es jedenfalls kaum benutzt. Mir fehlt ein Schemel oder eine Fußbank zum Draufsteigen. Ich muß mir doch mal einen besorgen. Eigentlich gehört das wirklich zu jedem Haushalt. Gute Idee für eine Geschichte!
LikeGefällt 1 Person
Gestern, beim Schreiben, sah ich im Web viele so viele interessante Angebote Hockern und Fussbänken bzw. Tritthockern, dass ich in Versuchung war, unseren Bestand aufzustocken. Ich bin nicht gross, ich brauche eigentlich dauernd einen „Tritt“ zum Draufsteigen, wobei eben eine Stufe meistens reicht; deshalb habe ich den ebenfalls hölzernen „Leiterhocker“ mit 2 Stufen, der woanders steht, aber nicht so oft benötigt wird, gestern beim Schreiben total vergessen. Aber wenn ich den nicht hätte, würde ich ihn auch wieder anschaffen. Ich bin so gar nicht dafür, auf Stühle und normale Hocker zu steigen, die nicht dafür gedacht sind.
LikeGefällt 1 Person
Mir fehlt wirklich einer. Ans meiste komme ich ran, aber für die paar Gelegenheiten oben aufm Schrank oder so, muß ich immer erst mal einen stabilen Stuhl heranschleppen. Der nächste ist meiner :-) Ja, Fußschemel oder 2-stufiger-Leiterhocker!
LikeGefällt 1 Person
Nachdem es mich mal beim Stehen auf einem Stuhl heruntergerissen ha, ohne so recht zu wissen, wie es kam, ist für mich diese Option erledigt. Ich steige nur noch auf Sachen, die dafür wirklich gemacht und ausbalanciert sind.
LikeGefällt 1 Person
Jaaa, kann ich verstehen. Deshalb schrieb ich „stabiler Stuhl“, aber ich lehne mich auch gerne „weit aus dem Fenster“, ausbalanciert ist was anderes ;-)
LikeGefällt 1 Person
Ich dachte, er sei stabil. ^^
LikeGefällt 1 Person
So kanns gehen ;-) So ein falscher Fuffziger!
LikeGefällt 1 Person
Zur Strafe habe ich ihn verschenkt.
LikeGefällt 1 Person
Ich wollte noch sagen, der Klügere gibt nach, aber das warst dann doch wohl du ;-)
LikeGefällt 1 Person
Ich habe sowohl einen Hocker als auch einen Fußschemel, solche Möbel passen gut in kleine Wohnungen. :-) Mein Hocker ist allerdings nur ein einfacher Ikea-Hocker. Der Fußschemel dagegen ist ein Erbstück und er ist mit Intarsien verziert. Auf beiden stehen Zimmerpflanzen. :-)
LikeGefällt 1 Person
Manche Stücke vom Elch-Haus sind auch geeignet, jahrzehntelang zu halten, sie müssen nur die Chance bekommen. Mit Perlmutt-Einlagen hätte ich eher eine Vorstellung von so gewissen asiatischen Stücken, aber einen intarsienverzierten Fusschemel kann ich mir gerade nicht so richtig vorstellen: auf der Oberfläche mit Holzeinlegearbeiten? Muss hübsch aussehen.
LikeGefällt 1 Person
So sieht das aus: https://anhora.files.wordpress.com/2021/04/20210413-schemel-2.jpg
Ich weiß leider nichts über ihn, nur dass er aus dem Haushalt meiner Mutter stammt. Ich kann mich aber nicht erinnern, ihn früher bei ihr gesehen zu haben. Wahrscheinlich hatte sie ihn von ihrer eigenen Mutter.
LikeGefällt 1 Person
Ich mag solche Arbeiten. Wie schön wenn so ein kleines Möbelstück etwas Vergangenheit mitbringt., selbst wenn man sie nur erahnt.
LikeGefällt 1 Person
Ja es ist ein hübsches Hockerchen. Schade, dass ich nichts mehr darüber erfahren habe, vielleicht googel ichs mal. ;-)
LikeGefällt 1 Person
Falls du nichts findest, fällt dir vielleicht jemand aus der Familie ein, der Tischler / Schreiner gelernt hat? So etwas könnte auch zu den Furnier- und Intarsienarbeiten während der Ausbildung gehören.
LikeGefällt 1 Person
Einen Schreiner hab ich zwar nicht in der Familie oder im Freundeskreis, aber wenn ich mal einen kennenlernen sollte, werde ich immerhin fragen. Die Fotos hab ich jetzt ja auf dem Handy. Guter Tipp! :-)
LikeGefällt 1 Person
Diesen Dreh-Hocker habe ich auch. Von Ikea, schwarz – weiß aber nicht, ob er schon immer schwarz war. Angeschafft als Klavierhocker für Töchterlein …. heute steht er irgendwo im Haus rum, aber wo noch mal?
LikeGefällt 1 Person
Die tarnen sich!
LikeLike
Morgen, mit frischer Kraft, werde ich ihn aufspüren!
LikeGefällt 1 Person
Das möchte ich zu gern wissen!
LikeLike
Versprochen!
LikeGefällt 1 Person
Suche erfolgreich! Na, eigentlich war meine Suche erfolglos, aber die Mitbewohnerin wusste direkt, wo der Drehstuhl sich befindet, nämlich im hintersten Kabuff, das früher vielleicht mal eine Speisekammer oder so was war und wo jetzt Wäsche und Handtücher lagern (theoretisch, praktisch sammelt sich in solchen Kabuffs immer allerlei Kram an – aus den Augen, aus dem Sinn). Da habe ich den Drehstuhl nicht gefunden, da darauf Töpferton gelagert ist, welcher gegen Austrocknen mit einer großen Plastikplane abgedeckt ist …
Et kütt nix fott, sagte der Kölsche
LikeGefällt 1 Person
Irgendwie typisch, welche Karrieren solche Hocker durchlaufen, bis hinaus ins Gartenhaus, um beim Anstreichen Farbdosen darauf abzustelllen, aber wenn sie Glück haben, kommen sie als Möbelveteran eines Tages sogar wieder zurück in den eigentlichen Wohnraum.
LikeGefällt 1 Person