Zimmerreisen 01/2021: C wie Creme


Zu meiner inzwischen > 7. Zimmerreise 01/2021 inspirierte mich eine Bemerkung von Stachelbeermond als > Kommentar: «52 Zimmerreisen… wir lieben unsere Dinge schon, was? :)» Daher schreibe ich heute über meine schwierige Liebe mit dem Buchstaben C, C wie Creme.
Im Badezimmer befindet sich der Ausgangspunkt meiner Zimmerreise. Es ist ein sehr gemütliches Bad mit einem hellen, morgensonnigen Fenster, so dass sich auch eine Zimmerpflanze mit grünen, hell marmorierten Blättern aka Efeutute auf einem Sims neben verschiedenen, buntglasierten Deckeldosen und Schalen aus Keramik wohlfühlt.

An praktischer Stelle rechts neben dem Waschbecken fällt neben Zahnbürste, Haarbürste und grobzinkigem Kamm eine grossen Cremedose aus blauem Blech mit weissem Schriftzug ins Auge. Mit ihrem leicht vanillig duftenden, weissem Inhalt haben mich schon zahllose ähnliche Dosen durch die Kindheit und bis in meinen heutigen Alltag begleitet. Dabei haben sie nicht nur ihrem originalen Zweck des Eincremens gute Dienste geleistet, sondern anschliessend auch als Behältnisse für Haargummis und -klemmen im Badezimmer oder für Knöpfe im Nähkasten, für Schrauben und andere Kleinteile beim Werkzeug, mit einem Aufkleber über dem Schriftzug oder ohne.

2021-02-10 Niveacremedose

Jahrzehntelang war diese Creme mein Wohlfühlbegleiter nach dem Händewaschen, als Makeup-Entferner, als Winterwind-und Wetterschutz und als zarter Duft des Vertrauten, die meine Mutter verwendete und sogar die Grossmutter, die acht Jahre alt war, als die Creme 1911 in einer so blauen Dose auf den Markt kam.

Dabei war es gar nicht meine Absicht, so anhänglich zu sein. Über die vergangenen Jahrzehnte habe ich immer wieder verschiedene Alternativen versucht, aber alle als zu stark parfümiert, zu klebrig, schmierig oder sonstwie unbefriedigend verworfen. In jüngerer Zeit plagt mich allerdings das Wissen um problematische Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis sowie Aluminiumstearate und Acryl-Polymere, letzteres ist Mikroplastik, mit dem Produkte lediglich in die Konsistenz gebracht werden, die dem Kunden ein angenehmes Gefühl gibt.

Im Januar 2020 versuchte ich meine persönliche Revolution und fing an, meine Badezimmerschränke von allem Bedenklichen zu befreien > hier. Nachdem ich die Inhaltsstofflisten meiner Shampoos und anderen Haarpflegemittel, Duschgels, Körpermilchen und Gesichtscremes, des ganzen Krasselhaufens angesammelter, dekorativer Kosmetik, Zahnpasten, Wasch- und Reinigungsmittel etc. mit der Informationsquelle Internet bei der Hand durchgesehen hatte, fand ich vieles ersetzbar oder vollkommen überflüssig. In den folgenden Monaten staunte ich, wie leicht es war, den Toilettenpapierverbrauch drastisch einzuschränken und problematische Produkte bzw. Verpackungsmüll zu vermeiden.

Feste Seifenstücke verwende ich für Haut und Haar, kaufe nur unbedenkliche Deo- und Zahncremes oder -pulver, mache meinen Gesichtspuder selbst und kaufe überhaupt meine Kosmetikartikel bewusster als früher. Feine, natürliche Pflanzenöle in Lebensmittelbioqualität sind für Gesicht und Körper sehr angenehm, mir fehlt eigentlich nichts, nur diese gewisse blaue Dose ist die letzte Bastion, an der ich immer noch scheitere, wenn es darum geht, die Hände zu pflegen, gerade weil man sie zur Zeit aus Hygienegründen ja noch häufiger wäscht als sonst.

Die derzeitig amtierende blaue Cremedose ist noch nicht leer, aber ich bin bereit, mich von einer lieben Gewohnheit verabschieden, die mir bisher schwerer gefallen ist, als das Schokoladessen bleiben zu lassen: beides habe ich bislang immer nur einige Monate durchgehalten. Vielleicht versteht das jemand, der ebenfalls als Konsistenz- und Duft-Junkie daran hängengeblieben ist, aber inzwischen doch Rat weiss?

33 Gedanken zu “Zimmerreisen 01/2021: C wie Creme

    • Leider stimmt das. Es hat da einen bedauerlichen Rückschritt gegeben. Ich war sehr erstaunt, als ich nach Jahren mal wieder bewusst auf die Inhaltsstoffe geschaut habe.
      Da ich den Vergleich mit der Schokolade schon gebracht hatte, passt er im Grunde auch hier, dass die Rezepturen unter dem gleichbleibenden Namen einfach schleichend ausgewechselt werden.

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  1. Rat weiß ich auch nicht, denn: bei meiner Mutter stand immer ein Topf mit Nivea Creme im Bad. Auch ich hatte das schon als junger Mann übernommen, bis ich in den 70ern auf Kaloderma gestossen bin. Die war nicht so haftend beim Auftragen, eher angenehm soft und schnell einziehend. Dann würde Kaloderma vom Markt weggekauft und eingestellt. Ich habe dann auf Nivea Milk umgestellt. Aber seitdem es Nivea soft gibt, bin ich wieder dabei. Und bleibe dabei. In meinem Alter mache ich mir keinen Kopf mehr um irgendwelche Inhaltsstoffe.

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    • Danke, Werner! Du wurdest also auch darauf geprägt :-) Die Softversionen waren mir immer alle zu schnell weg. Bei den Inhaltsstoffen, die auf mich als Person wirken, denke ich auch, dass es nach 6 Jahrzehnten „den Kohl nicht mehr fettmacht“, aber da geht es mir auch mehr ums Allgemeine. Sogar die alte Creme21 kommt ohne Mikroplastik aus, ich mag nur den Duft nicht.

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  2. Schwiegermutter hat die Creme für alles benutzt. Mir gibt sie gar nichts, schon gar nicht für die Hände. Zucker und Olivenöl mischen, damit die Hände einreiben und abspülen…schön zart und weich. Handcreme mag ich gar nicht.

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    • Ohne Handcreme kann ich nicht. Ich kann Haushalts- und Gartenhandschuhe aus Gummi nicht leiden, also brauche ich das. Der Tip mit dem Olivenöl ist mir nur mit Salz geläufig: für die Urlaubs-Füsse. Zucker versuche ich mal, weil Natives Olivenöl sowieso immer in der Küche steht. Ansonsten habe ich Mandelöl im Bad stehen, das ich pur von Kopf bis Fuss verwende., das ist mir vom Duft her am Körper angenehmer.

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      • Mandelöl habe ich auch und nutze es als Körperöl, da meine Haut nach dem Duschen immer trocken ist. Hab noch nicht die feste Seife gefunden, die auch dem Körper genügend Feuchtigkeit gibt.
        Probier mal Zucker und Olivenöl.

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        • Man muss ein bisschen herumsuchen bis man mit einer Seife auch subjektiv zufrieden ist, finde ich, hatte aber schon einige angenehme aus dem Bioladen.
          Mit Duschgels und Shampoos hat man sich über lange Jahre auch einiges angewöhnt, was eigentlich nur einem bestimmten Gefühl dient, so wie bei der Handcreme. Das Wühlen im Schaum und so. Eigentlich total überbewerteter Spielkram.
          Gleich nach dem Abtrocknen auf die noch feuchte Haut Öl aufzutragen finde ich immer gut, an den Händen ist es aber für mich tagsüber gewöhnungsbedürftiganders, nach dem Händewaschen ein paar Tropfen Öl zu verwenden. Habs gerade ausprobiert. :-)

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  3. Also der Mann als solcher hat seit jeher eine überschaubare Menge an Mittelchen im Schrank. Hauptsächlich Zahnpasta und Seife und für besondere Fälle ab und an eine Handcreme. Mit abnehmendem Haar und zunehmender Hauttrockenheit brauche ich auch keine Haarwaschmittel mehr. Und wenn was fehlt, dann kann man ja immer sich bei der Mitbewohnerin was ausleihen 😇

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    • Hehe, das kommt mir aus dem eigenen Hausstand bekannt vor. In seine Wahl der Mittel mische ich mich nicht ein, und an meine blaue Dose geht er nicht, die Creme ist ihm nicht leicht genug, da graust es ihn; er musste sich in die andere Richtung durchtesten. Es ist ein weites Feld :-)

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  4. Ich war auch bislang mit JEDER Handcreme unzufrieden. Vor 3 Jahren schenkte mir eine Freundin eine Pflegelotion von Weleda: Granatapfel – davon nehme ich immer wieder gaaanz wenig als Handcreme und bin endlich zufrieden. Ja, diese Lotion ist nicht billig, aber so wie ich sie benutze hält sie zwei Jahre.

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    • Ich kenne von W. nur die Iris- und Wildrosen-Serie, bin aber den intensiven Düften gegenüber leider nicht positiv eingestellt. Ich glaube, das ist mein grösstes Hindernis in der Hinsicht.

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      • Vielleicht schnupperst du mal an der Lotion, sie ist sehr mild. Aufdringliche und süße Gerüche sind auch nicht so meins.
        Eine andere gute Erfahrung habe ich mit reinem Olivenöl gemacht, einfach in die noch leicht feuchte Haut reiben.

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        • Danke, Ulli. Ich verwende meistens Mandelöl, das schrieb ich oben schon mit Tilda hin und her.
          An den Händen braucht es aber anscheinend einen viel längeren Umgewöhnungsprozess, und der Geruch ist einfach nicht so befriedend, wie Anhora es in ihrm Kommentar unten so perfekt wie mir aus dem Herzen beschrieben hat.
          Aber jetzt, wo wir darüber schreiben, überlege ich, ob ich irgendwie mit Vanille-Aromaextrakt in die Richtung kommen könnte. So etwas gibt es tatsächlich BIO-zertifiziert u. als Lebensmittel zertifiziert. Es lohnt sich doch immer, miteinander Gedanken auszutauschen :-)

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      • Von Weleda gibts auch geruchsneutralere, aber die Iris-Wildrose ist auch grad die alkerschlimmste! Ich kann aufdringliche Gerüche ebenfalls nicht leiden, kann aber keinen Cremetipp geben, da ich so gut wie nie Cremes benutze, und wenn nur extrem schnell verscheindende, weil ich das Gefühl, daß da noch was ist, grad an den Händen ganz schrecklich finde.

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        • Danke, Fjonka, da muss ich noch mal genauer gucken, denn je kleiner ein Einkaufsort, desto schmaler die präsentierte Produktpalette. Konsistenzmässig wäre ich bei den W-Produkten nämlich durchaus nicht so abgeneigt. Beim Handgefühl scheiden sich die Geister sehr oft, habe ich festgestellt. Gerade bei den Cremes, die bei rauhen Händen sich in den Vordergrund spielen, graust es mich vor der vaselinehaften und klebrigen Anmutung, während die ganzen „soft“-Varianten verschiedener Hersteller mir wieder so dünn scheinen, dass ich wenige Minuten später nachlege, und das ist auch blöd. Nachdem wir gestern hier über Öl geschrieben haben, war ich voll guter Vorsätze und habe ab dem Zeitpunkt nicht mehr nach dem Händewaschen gekremt, sondern geölt, und da braucht es wieder viel zu lange, bis ich nicht auf Tastaturen und Bildschirmen herumglitsche – es ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei der es mir extrem schwerfällt, etwas anderes auch anzunehmen. Bei Essen, Trinken, irgendwelchen anderen Angewohnheiten und Zeitroutinen finde ich es viel einfacher. Skurril, eigentlich.

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  5. Auch ich bin mit Nivea groß geworden und auch ich weiß, dass einige Inhaltsstoffe bedenklich sind. Grund also, diese Creme nicht zu kaufen, wäre da nicht dieser … Duft. Ich kanns auch nicht erklären, warum man so daran hängen bleibt. Es erinnert mich nicht an Kindertage, sondern daran, dass alles gut ist. Es ist Abend, ich creme mein Gesicht ein, geh ins Bett und alles ist gut. (Muss lange her sein, diese Verankerung.) ;-)
    Jedenfalls habe ich auch ein Niveadöschen im Bad stehen. Allerdings nur ein kleines, und ich verwende es nur bei Frostwetter oder auf gelegentlich auf Reisen.
    Aber manchmal, ganz manchmal … mach ich es auf und rieche daran, und reibe mir etwas auf den Handrücken. Mich tröstet das. Plemplem? Egal. :-)

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  6. Die blaue Dose steht bei uns auch, auch wenn sie eher die Creme meines Partners ist. Ich verwende sie hin und wieder, aber irgendwie suche ich immer noch die perfekte Creme. Manchmal glaube ich, sie gefunden zu haben, nur um kurze Zeit später festzustellen, daß gerade das Produkt nicht mehr hergestellt wird oder die Firma verkauft wurde, seufz. Und dann beginnt die Suche von vorne. Da ich auch kein Mikroplastik im Haus haben möchte, wäre mir ein anderes Produkt auf jeden Fall lieber. Das vertraute Düfte, die man aus schönen Zeiten kennt, entspannend wirken, kenne ich auch. Interessant fand ich Mathildas Rezept mit dem Olivenöl und Zucker, auch Mandelöl klingt gut, solange es nicht zu doll „ölt“ ;-) Ich finde es in diesen Zeiten schon schwierig, sich die Hände regelmäßig einzucremen und nicht alles vollzuschmieren – wie du sagstest, Tastatur etc. Also creme ich eher einmal weniger, denn es paßt irgendwie nie bei mir ;-) Schöne Geschichte!

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