Letzte Rainfarnblütenstände und über die Urheber der Löcher darin

Die letzten Blüten vom Rainfarn Tanacetum vulgare fotografierte ich Ende November auf einer der Wieseninseln im Garten. Von ihrer leuchtend goldgelben Pracht war nicht mehr viel übrig. Die Blüten sind mattgelb verblüht oder sogar schon braun gesprenkelt, oder wurden teilweise angefressen. Solche Löcher habe ich früher schon in herbstlichen Rainfarn-„Knöpfen“ gesehen, wusste aber über lange Zeit noch nicht, wer diese Frasstellen verursacht.

Anfang August konnte ich die Urheberschaft feststellen: Gillmeria ochrodactyla ist eine Federmotte ohne deutschen Namen, und sie hat sich als Nahrungspflanzen für ihre Raupen auf zwei Pflanzenarten spezialisiert: Rainfarn Tanacetum vulgare und Mutterkraut Tanacetum parthenium. Die beiden aktuellen Fotos oben sind vom 29. November 2020, aufgenommen im Garten, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Das 3. Bild fotografierte ich schon am 4. August 2020, als etliche dieser Federmotten Gillmeria ochrodactyla um die Rainfarn-Blütenstände herumflogen, und > hier schon einmal gezeigt, aber das Folgende nicht beschrieben:

2020-08-04 LüchowSss Garten Rainfarn (Tanacetum vulgare) + Federmotte Gillmeria ochrodactyla

Zwischen Ende Juni und August legen die befruchteten Mottenweibchen von Gillmeria ochrodactyla ihre Eier in den gelben Körbchen ab. Die Larven ernähren sich zunächst im August im Inneren der Blüte, dann vom Trieb, und für die Diapause zwischen November bis März richten sie es sich in den Wurzeln ein.
Im April fressen sich die Larven in einem neu wachsenden Austrieb wieder aufwärts, um sich bis Anfang Juni vom Stängelabbau zu ernähren, zunächst weiterhin im Inneren. Erst reife Larven kann man auch aussen am Stamm finden. Bis dahin erkennt man nur an verwelkten Stängeln oder Blattwerk, dass sich Gillmeria pallidactyla-Larven darin befinden können. Spätestens Ende Juni bestätigen Sichtungen der umherfliegenden Federmotten den Erfolg der Eiablage vom Sommer zuvor.

Wie es aussieht, werde ich kommenden Sommer wieder diese skurrilen Schmetterlinge, zu denen die Geistchen zählen, beobachten und fotografieren können. Ich mich immer übermässig darüber, diese seltsamen Tierchen im Garten zu entdecken. Obwohl sie nicht selten sind, habe ich sie früher nie bemerkt.

6 Gedanken zu “Letzte Rainfarnblütenstände und über die Urheber der Löcher darin

  1. Das ist ja toll! Ich staune, daß du noch Rainfarn im Garten hattest (bei Gerhard hat es ja auch noch geblüht). Hier ist es lange vorbei. Das diese Geistchen dort vorkommen ist ja toll. Die habe ich leider noch nie gesichtet. Nicht nur dem Namen nach haben sie etwas geheimnisvolles. Auch ihr nachhaltiger Umgang mit der Wirtspflanze klingt geradezu vorbildlich (wenn man die Pflanze erübrigen kann ;-)
    Das erste Bild gefällt mir besonderst gut: Die Mischung aus schönen Flechtenästchen und den Blütenständen hat was! Ich glaube, die Röhrenformen der Blüten ähneln der Flechtenstruktur.

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    • Es gab bis vor kurzem (Bevor die späte Maisernte auch den Wegrandbewuchs dahinraffte) noch richtig aktiv blühende Rainfarnpflanzen, viel lebendiger als meine, das muss am wiederholten Wegrandmähen gelegen haben, während ich meine Pflanzen nur einmal bei der Frühsommermahd gesichelt habe. Rainfarnpflanzen, die ich völlig sich selbst überlassen habe, sind schon viel länger braun.

      Ich finde auch, dass die Formen harmonieren. Schön, dass du es auch so siehst :-)

      Gefällt 1 Person

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