Die inzwischen in Europa mit geradezu unübersichtlicher eigener Unterartenbildung heimisch gewordenen Nachtkerzen haben ihren Ursprung in Nordamerika, wo sie den Ureinwohnern als Nahrungsmittel dienten. In Deutschland kennt man sie heutzutage nur als wild wachsend entlang von Bahnlinien, Strassenverläufen und auf Ruderalflächen. Aber sie können richtig viel, und für den Garten finde ich sie rundum empfehlenswert, weil sie durch heisse und trockene Sommer kaum zu beeinträchtigen sind.
- Kleine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Erste Blüten der Gewöhnlichen Nachtkerze Oenothea biennis gab es auch in diesem Jahr im Garten schon vor dem kalendarischen Sommeranfang, und von da an wurden sie immer mehr. Die Blüten der Gewöhnliche Nachtkerzen Oenothera biennis werden sowohl von Nachtfaltern als auch von tagaktiven Insekten besucht. Auf den nächsten drei Fotos sieht man davon eine Gemeine Wespe Vespula vulgaris, eine Honigbiene Apis mellifera und eine Ackerhummel Bombus pascuorum, es gibt aber noch etliche weitere Besucher.
- … mit Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
- … mit Honigbiene (Apis mellifera)
- … mit Ackerhummel (Bombus pascuorum)
Falls jemand für seine konventionell denkende und gärtnernde Nachbarschaft Argumente braucht, weshalb das „Unkraut“ im Garten genau richtig steht, den interessiert vielleicht, dass Nachtkerzen im Europa des 18. und 19. Jhs. eine Geschichte als Kulturpflanze hinter sich haben, nachdem sie Anfang des 17. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa, und zunächst, ähnlich wie Kartoffeln, als exotische Zierpflanze in Gärten und Parks gelangten.
Im 18. und 19. Jahrhundert eroberten Nachtkerzen unter einer Vielzahl von Namen einen festen Platz in den Gärten, aber nun als Speisepflanze, vor allem wegen ihrer stärkehaltigen Pfahlwurzel, die als Fleischersatz gerühmt wurde. Die Pfahlwurzel wurde zwischen November und März gekocht verzehrt und wegen der Rosafärbung beim Garen „Schinkenwurz“ genannt. Im Frühling dienten die jungen Blätter gekocht als frühes Gemüse.
- Kleine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Salat zu essen war damals unüblich, aber für die moderne Küche kann man junge Blätter und Blüten auch roh verzehren. Kommerziell angebaut werde Nachtkerzen inzwischen noch wegen ihres Öls, das als pflanzliches Heilmittel und in der Kosmetikindustrie Verwendung findet, aber für diejenigen, die es im Garten versuchen wollen, lassen sich im Web Zubereitungsarten finden, z.B. auf der Webseite > historisch-kochen.de, wo die Nachtkerze mit dem alten Namen „Rapontika“ bezeichnet wird. Das ist der Name, unter dem sie, einem Briefwechsel Goethes mit seiner Frau zufolge, auch in dessen Weimarer Garten angebaut worden sein soll.
Die Fotos sind vom 25. und 30. August 2020 im Garten, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen. Bitte die kleinen Bilder zum Vergrössern anklicken.
Im Garten hat sich noch keine blicken lassen, aber es wachsen sehr viele bei uns am Wegrand und die dürfen auch stehenbleiben.
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Man kann es ruhig wagen, denn die Sämlinge lassen sich leicht entfernen, auch wenn sie schon etwas grösser geworden sind.
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Gut zu wissen. Danke 😊
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Viel gelernt, vielen Dank.
Ich mag sie einfach wahnsinnig gern und sie meinen Garten auch.
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Schön, dass es so ist. :-)
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Essen mag ich sie nicht. Missen mag ich sie auch nicht. Abends schaue ich den Blüten gerne beim sich öffnen zu …
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Es gibt jemanden, der sie liebt, weil sie dabei leise knacken – und schön schreibt sie auch, nur leider zu selten:
https://eulenschwinge.wordpress.com/
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