Vorgestern entdeckte ich beim Gartenrundgang seltsam verformte Triebspitzen an den Herbstastern, genauer: Belgischen Glattblatt-Astern Symphyotrichum novi-belgii, und neugierig schaute ich näher hin: sie waren bewohnt von jemandem, der sie miteinander verklebt hat und zudem die offene Seite durch eine Barriere mit feinen Fäden abgeschirmt hat. Ab und zu kam dahinter dieser „Jemand“ zum Vorschein und zeigte sich geheimnistuerisch mal nur hintenherum und mal verstohlen und nur kurz mit dem Vorderteil. Es war eine graue Raupe , die darin hauste.
Leider verliess ihre Blätter-„Tüte“ nicht, sondern streckte sich nur zum Teil heraus, und zog sich wieder zurück. Es müsste eine Wickler-Raupe sein, angehörig der Schmetterlingsfamilie Tortricidae, von der 587 Arten in Mitteleuropa leben. Der Name erklärt sich aus den zusammengerollten Blätter ihrer Nahrungspflanzen, siehe > Wickler | Wikipedia. Aber welche Art wickelt sich in Asternblätter? Informationen zu „Apfel-“ oder „Pflaumenwicklern“ finden sich meist mit dem Fokus auf den Obstbau. So meinte ich, die Raupen wären auf bestimmte Wirtspflanzen festgelegt, was aber nicht der Fall sein muss. Nur weil sie auf Deutsch oft summarisch so bezeichnet werden, sind nicht alle von ihnen zwingend auf eine Pflanzenfamilie beschränkt, sondern fressen sich polyphag durch ein grosses Spektrum von Futterpflanzen.
Über die Bestimmungshilfe des Lepiforums bin ich zum Grauen Knospenwickler Hedya nubiferana gelangt, der sehr verbreitet vorkommt, ausser an Waldrändern auch in Gebüschen sowie Obst- und Parkanlagen. Der mag zumindest als Beispiel passen > Bestimmungshilfe: Hedya nubiferana – Grauer Knospenwickler | Lepiforum.de. Das Aussehen des Falters wirkt nicht fremd, vielleicht lässt sich später mal eine blicken?
Meine Raupen-Fotos sind vom 23. Mai 2020, aufgenommen an der gemischt bepflanzten, buschigen Reihe mit Belgischen Glattblatt-Astern Symphyotrichum novi-belgii, verschiedenen Wildpflaumen- und Schlehen-, also Prunus-Arten, und etlichen anderen, die entlang von Benjeshecke und feldseitigem Zaun im Garten ein dichtes Gebüsch bilden, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen.
Zumindest hat sie dir zugewinkt…so sieht es nämlich aus :-)
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Ich fand sie trotzdem nicht sehr kommunikativ. ^^
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Raupe eben… :-)
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So sindse.
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Diese wundersame Erscheinung so zu fotografieren, erfordert sicher ein ruhiges Händchen! Hervorragend!
Das Wort „polyphag“ habe ich noch nie gehört. Werde ab sofort sämtliche gerollten Blätter mit anderen Augen betrachten…
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Die Röllchen habe ich schon häufiger wahrgenommen, aber niemanden, der daraus hervorkam. Vor diesem habe ich ein Weilchen ausgehalten und etliche Bilder verschossen. um den Bewohner zu erwischen.
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Das ist wieder ein sehr interessanter Beitrag. Vielen Dank dafür.
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Gern, Philpp, vielen Dank!
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Was ein toller Fund!
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Abenteuer im Garten :-)
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Vor gut 6 Wochen wohl hatte ich eine Raupe auf einem Weg beobachtet, die ein Riesenpaket an Pflanzenteilen mit sich zog. Ich bemerkte sie nur deswegen, weil mir dieses Paket komisch vorkam und es sich dann auch leicht ruckelnd ab und an bewegte.
Bing.com gab mir keine Auskunft, um welche Raupe es sich handelte. Vielleicht hilft mir das Lepiforum etwas?!
Genügend Bildschärfe hat das Gesamt-Paket auch nicht. Damals schoss ich meist mit der Sportfunktion. Mit der Wahlscheibe auf P, möglichst lange Belichtung (1/80 sec) und manueller Fokusierung wären bessere Aufnahmen rausgekommen.
Aber lepiforum sollte ich mal ausprobieren.
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Was für ein Überraschungspaket :-)
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